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Bertha Brandes an Karl Hegel, Rostock, 4. Januar 1878

Geehrter Freund,

Wenn auch lange vorbereitet auf die traurige Nachricht, die uns heute von Ihnen zuging, traf sie mich nicht minder schmerzlich. Verliere ich doch in Ihrer geliebten Susanne eine theure Freundin, der ich mit inniger Liebe zugethan war, deren Anhänglichkeit mich in mancher schweren Erfahrung tröstete und erquickte. Susannens Briefe, so frisch und natürlich, die mir all ihre Erlebnisse so warm zu schildern verstanden, waren mir sehr eine Quelle der Freude, weil sie mir einen Einblick in das gewährten, was das Herz Ihrer verstorbenen Frau erfüllte, und mich in der Ferne so mit fortleben ließ, wie es mir in Rostock eine liebe Gewohnheit war. Was Sie, lieber Herr Professor, verloren, vermag ich in seiner ganzen Schwere Ihnen nach zu empfinden und trauere mit Ihnen! –

Möchten Ihnen mit der Zeit in Ihren blühenden Kindern und Enkeln, dem theuren Vermächtniß der Verstorbenen, Trost und Freuden wieder erblühen.

Mein lieber Mann schließt sich meiner Trauer und den Wünschen für Ihr und der Ihrigen Wohl von Herzen und mit alter Freundschaft an. Stets

Ihre
Bertha Brandes,
geb. Schonenberg.