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August Eduard Cunitz an Karl Hegel, Straßburg, 4. Januar 1878

Mein lieber hochgeschätzter Freund

Was vermag ich Anderes bei der Trauerbotschaft, welche in diesem Augenblicke so eben mir zukommt, als hinzueilen Ihnen die Hand zu drücken in herzlichster Theilnahme. Ihr fester Glaube und Ihr gottergebener Sinn wird Ihnen Kraft geben in dieser schmerzlichen Prüfung aufrecht zu stehen im Kreise Ihrer Kinder  und Enkel, und Trost zu finden in den Gedanken an die Ruhe und den Frieden in welchen Ihre geliebte Gattin eingegangen ist. Wohl ist die Trennung schwer, aber sie ist ja nur eine äußerliche, im Herzen treu verbunden, bleiben Sie vereint. Was die Entschlafene Ihnen gewesen, wird sie nicht aufhören Ihnen auch noch ferner zu sein und zu bleiben. Wie Sie Freud und Leid miteinander getragen, so wird es auch noch ferner sein. Bei Allem wird sie Ihnen nahe sein und ganz besonders jetzt in der Trauer, welche Sie um die Theure tragen, werden Sie deren Nähe empfinden und daraus Beruhigung und Erhebung finden. Gott sei mit Ihnen lieber theurer Freund, dem ich so von Herzen zugethan bin und immer bleibe und an den ich gar oft und viel denke und dem ich aus ganzer Seele Gottes besten Segen in diesen schweren Tagen wünsche!