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Otto Mejer an Karl Hegel, Göttingen, 4. Januar 1878

Lieber Freund.

Ihre Trauernachricht wäre uns vor recht Kurzem noch ganz unerwartet gekommen; denn wir wußten von der Krankheit Ihrer seligen Frau Nichts. So erzählte uns der junge Doctor Jhering, daß es ihr nicht gut gehe. Aber von einer Todeskrankheit wußte er auch nichts, und so hat solch eine Nachricht uns demnach tief schmerzlich überrascht. Wir gedenken Ihrer – Eltern und Kinder – mit herzlichster Theilnahme, und trauern mit Ihnen. Mir ist der Augenblick wie gestern, wo ich Ihre Frau zuerst sah. Es war kurz nachdem ich mit der meinen Ostern 1851. nach Rostock gekommen war, und wir begegneten Ihnen auf der 1. Ich gedenke der Taufe Ihrer Anna, an der wir dann nicht lange darauf mitfeiernd Antheil nehmen durften, – so wie mancher guten, heitern Stunde, die wir nachher miteinander verlebt haben, wie manches freundnachbarlichen Grußes und Wortes über den Zaun herüber, – zuletzt gedenke ich des schönen bei Ihnen in Erlangen verlebten Abends von 1872 und der Güte Ihrer seligen Frau gegen meine Else. Es ist eine lange Reihe unvergeßener und unvergeßlicher Erinnerungen, in denen mir das freundliche Bild der nun Geschiedenen gegenwärtig ist, und so geht es meiner Frau und an ihrem Theil den ältern Kindern. Wir werden sie Alle in treuen und liebevollem Gedächtniß behalten.

Ihnen helfe Gott das Schwere tragen, und laße das so bitter schwer begonnene Jahr Ihnen zum mildensten Segen werden!

Ihr
Mejer.