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Heinrich Keil an Karl Hegel, Halle, 5. Januar 1878

Verehrter Herr College!

Ein kurzes Wort herzlicher Theilnahme an dem schweren Verlust, der Sie betroffen hat, muß ich Ihnen doch gleich sagen. Wie wir früher schon hörten und wie Ihre Anzeige es jetzt bestätigt, war Ihre verehrte Frau schon längere Zeit von einem schweren Leiden heimgesucht, das die Näherstehenden auf diesen Ausgang vorbereitet haben mag. Uns, die wir sie einst in voller frischer Kraft verlaßen und so ihr Bild in liebevollem Andenken bewahrt haben, uns ist es immer schwer geworden, sie uns als leidend zu denken. Jetzt müßen wir auch sie zu den Todten zählen, mit denen unsere Erinnerungen an Erlangen verknüpft sind. Der Kreis der alten Freunde, die uns dort in Liebe entgegengekommen sind und uns ein Leben voll schöner Erinnerungen bereitet haben, wird immer kleiner. Da berührt jede neue Trauerkunde uns doppelt schmerzlich; sie erinnert uns auf‘s Neue daran, wie eng wir uns mit dem alten lieben Freundeskreise noch immer verbunden fühlen. So zählen Sie auch uns, mich, wie meine Frau, zu denen die dort mit Ihnen trauern.

Mit herzlicher Theilnahme
Ihr
treu ergebener
Heinrich Keil