XML PDF

Karl Hegel an Karl Halm, Erlangen, 22. Januar 1878

Verehrtester Herr College!

Mit Vergnügen Ihnen und der könglichen Bibliothek zu Diensten, habe ich gestern und heute Nachmittag die von Herrn Besold aus dem Fembo’schen Nachlaß erworbenen und nun zum Verkauf angebotenen Nürnbergischen Handschriften durchgesehen und das Werthvollere daraus in den folgenden 15 Nummern, die Ihnen zugeschickt werden, ausgesucht:

no. 5 . 10 . 20 . 23 . 27 . 34 . 40 . 53 . 82 . 98 . 99 . 101 . 125 . 130 . 145 .

Das Übrige ist, wenn es auch der Beschreibung nach etwas verspricht, theils völlig werthlos, wie zum Beispiel no. 79 die Fürer’schen Notizbücher über seine Geschäftsführung und die von ihm gebrauchten Acten und das Notizbuch no. 103, theils nur für den speciellen Liebhaber von Interesse. Vieles sind bloße Abschriften aus dem 18. Jahrhundert oder werthlose Compilationen von Chroniken aus dem 16 oder 17 Jahrhundert wie die no. 41-52.

No. 111 die Müllner’schen Annalen, deren Original sich im Nürnberger Archiv befindet, waren bereits verkauft; mehr oder weniger gute Abschriften sind nicht selten; Ihre Bibliothek wird ohne Zweifel eine solche besitzen, im anderen Fall könnte ich Ihnen leicht eine brauchbare verschaffen.

Ich habe statt dessen nur no. 40 ausgesucht, in der auch das Grumbach’sche Lied Beachtung verdient.

Das Werthvollste möchte aber no. 10 sein, die noch ungedruckte Chronik von dem Goldschlager Kreuzer bis 1550 in einer vielleicht gleichzeitigen Handschrift.

Die no. 142 Schürstab, vom Markgrafenkrieg, hat keinen Werth neben denen, die bereits in meiner Ausgabe, Chroniken Band II benutzt sind; ebenso wenig die Meisterlin’sche Chronik no. 100, die im Band III abgedruckt ist.1

Von den verschiedenen Ämter- und Rathsbüchern habe ich als bessere no. 50 und 130 ausgewählt; vielleicht besitzt die Bibliothek schon dergleichen.

Die vorhandenen Geschlechterbücher, zum Theil mit gemalten Wappen, sind unvollständig und viel zu hoch im Preis angesetzt.

Die no. 27, welche ich mitschicken lasse, Beschreibung der Reichskleinodien, ist allerdings eine saubere Handschrift und der Preis 5 Mark mäßig: ob sie freilich neben Murrs Beschreibung im Journal zur Kunstgeschichte und Litteratur Band XII-XVI einen selbständigen Werth hat, kann ich nach dem bloßen Ansehen nicht beurtheilen; es wäre etwa nachzusehen, was Will Bibliotheca Norica I no. 668 (wie im Katalog citirt ist) über diese Handschrift sagt.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebener
Carl Hegel.