Nachdem ich in Dresden gewesen und von dort erst ein paar Tage wieder zu Hause bin, fand ich die mich und meine Frau tief bewegende Anzeige von dem Hinscheiden Ihrer Frau Gemahlin vor. Das wußten wir wol, daß sie in der letzten Zeit sehr kränkelte, aber ihr Ende kam uns doch höchst überraschend. Sie, lieber Herr College, bloß menschlich zu trösten, wage ich nicht und vermag es auch nicht; weil in diesem Falle aller nur menschlicher Trost ein ganz vergeblicher ist. Um so mehr aber verweise ich Sie auf den Trost, den auch Sie kennen und der allein bei solchen Schlägen Stand hält. Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben; und dieses Todes sind Sie bei Ihrer theuren Hingeschiedenen gewiß. Wenn auch die Trennung hier Ihnen großen Schmerz verursachen wird, so gönnen Sie doch auch gewiß der Vorangegangenen das selige Ausruhen bei dem Herrn. Recht sterben zu lernen, das ist Quintessenz unseres Lebens, und dazu muß nach Gottes Rath auch das Hinscheiden unserer Lieben uns dienen. Ihre nun selige Frau Gemahlin hat es in dieser Lebensschule gelernt, das sei Ihr Trost in Ihrer bitteren Vereinsamung; und wer es lernet, dessen zeitliche Trübsal schaffet eine ewige Herrlichkeit.
Auch wir sind durch diesen Hingang um so mehr ergriffen, als meine Frau sowohl, wie ich, in so reichem Maße und so wolthuender Weise die Güte und Herzensfreundlichkeit der Seligen erfahren haben.
Sie und Ihre Kinder der treuen Obhut Gottes befehlend, verbleibe ich verehrungsvoll