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Karl Hegel an Georg Waitz, Erlangen, 20. Mai 1878

Theurer Freund!

Ich habe noch etwas auf dem Gewissen, das ich schon lang bei Ihnen wieder gut machen wollte. Es ist mir erst nachträglich eingefallen, daß der von uns angenommene Grundsatz, bei der Direction der Monumenta Germaniae Historica für die Reisekosten und Diäten nicht mehr als die Selbstkosten zu berechnen – den Sie selbst so gewissenhaft befolgt haben – auch auf unsere Reisen zur Plenarversammlung Anwendung finde. Natürlich brauche ich nicht 20 Mark per Tag, wenn ich das Logis bei meinem Bruder umsonst habe. Ich ändere deshalb meine Liquidation und stelle dafür eine andere aus, schicke Ihnen 30 Mark durch Postanweisung zurück und bitte die eingereichte Liquidation zu vertilgen. Ich werde nicht zur Pfingstversammlung nach Göttingen1 kommen, da ich dort nichts zu thun habe; will aber statt dessen den Mainzer Chroniken2 in Frankfurt und Miltenberg nachgehen. Diese werde ich als bald entschieden in Angriff nehmen und habe zu diesem Zweck eben jetzt den Dr. Pöhlmann in Nürnberg, der sich bei uns habilitiren will (als Privatdocent in Erlangen, meine ich), als Mitarbeiter angenommen; denn es wird viel dabei zu thun geben. Die bairischen Städtechroniken sind zum großen Theil schon gedruckt, jetzt aber läßt mich Muffat aufsitzen, der mit seinem München nicht fertig werden kann. Bei Mantels, den Sie in Göttingen sehen werden, ist es nicht mehr nöthig, sehr zu drängen; ich rechne fürs erste nicht auf ihn, nachdem mir Hänselmann für das nächste Jahr einen Band3 versprochen hat. Es könnte sich leicht fügen, daß Professor Mantels seinerseits auf den Druck warten müßte, wenn er endlich fertig geworden ist; ich habe ihm oft genug den Raum offen halten wollen.4 Ich wünsche, daß es Ihnen wohl gehen möge, und bitte Sie die Göttinger Freunde Thöl, Pauli, Frensdorff, Weizsäcker von mir zu grüßen. Meine Arbeitskraft ist einigermaßen gelähmt; vielleicht erhole ich mich durch Gebirgsluft im August5.

Freundschaftlich
der Ihrige
Carl Hegel.