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Karl Hegel an Georg Hegel, Alexandersbad, 17. September 1878

Lieber Georg!

Du hast Deinen Brief1 zu lange verschoben und Dein Geld zu sehr auf die Neige gehen lassen, so daß ich Dir kaum mehr rechtzeitig zu Hülfe kommen kann.

Es freut mich, daß Du mit Sophiechen zusammen warst und sie ins Theater und nach Gr Hesselohe begleiten konntest.

Was Deinen Wunsch anbetrifft nach Erlangen zu kommen, so liegt mir wenig an dem Geldpunkt, aber ich gebe Dir zu bedenken, ob es sich wirklich verlohnet, die Reise auf eine so kurze Zeit zu machen, und ob Du diese Tage nicht besser und nützlicher mit der Arbeit ausfüllen würdest. Ich frage Dich ernstlich: bist Du so sicher, das vorgeschriebene Pensum der Kriegsschule zu erreichen, um die Abgangsprüfung mit Ehren bestehen zu können, so daß es nicht darauf ankommt, diese Tage zu verlieren! Du mußt wissen, wie es mit Dir steht, und bist hoffentlich über die Zeit des Leichtsinns hinaus, welcher die nächste Zukunft nicht bedenkt. Denn Du hast allein die Verantwortung wie die Folgen Deines Thuns zu tragen. Wenn freilich diese Tage auch in München für die Arbeit verloren, so könnte ich selbst nur wünschen, daß Du sie lieber in Erlangen zubringst. Was mich betrifft, so werde ich erst am Sonnabend Abend dorthin zurückkehren und eine Woche später, Ende September, Dich in München sehen.2 Um aber auf alle Fälle Deinem Geldmangel abzuhelfen, wirst Du, so unlieb mir dis ist, – und ich verlange, daß es nicht wieder vorkommt – Anna in meinem Namen bitten, Dir einen kleinen Vorschuß zu machen, den ich ihr in München zurück erstatten werde.

Dein treuer Papa.