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Karl Koppmann an Karl Hegel, Barmbek bei Hamburg, 15. März 1879

Sehr geehrter Herr Professor,

Zunächst bitte ich sehr um Entschuldigung, daß ich Ihre Anfrage vom 18 Februar erst jetzt beantworte. Aber meine entfernte Wohnung und das Zusammenfallen der Bibliothekstunden mit meiner besten Arbeitszeit hat mich an einem früheren Besuch der Bibliothek gehindert.

Leider wird auch die jetzige Antwort wenig nach Ihrem Geschmack sein; aber daran bin ich ja unschuldig. Nämlich

1) Die von Lappenberg Archiv 6, S. 229 aufgeführte Geschichte des Erzbisthums und der Stadt Mainz steht freilich in dem alten Katalog, hat sich aber schon bei früheren Revisionen nicht mehr vorgefunden, scheint von Lappenberg nicht selbst eingesehen zu sein (bei allen übrigen Handschriften hat er eine Nummer im Katalog hinzu- gefügt, bei dieser nicht) und ist auch vor einigen Wochen vergeblich von Bremen aus (wenn ich mich nicht irre) gewünscht worden.

2) Die von Lappenberg Archiv 6, S. 244 verzeichnete zweite Handschrift schient mir nach oberflächlichem Einblick ein Auszug aus einer Durchschrift zu sein und sich selbst als solche zu bezeichnen: Auszug aus einem Büchlein, 1160 zu Steinheim am Main hinter H. Adam Bernhard Jordan Haller2 zu finden. Es giebt eine Uebersicht über die Stände, verweilt ausführlich bei den Hausgenossen, deren Freiheiten in II Punkten aufgezählt werden, geht dann über auf das Recht des Bischofs, das ihm die Hausgenossen in 4 Punkten zusprechen und schildert dann die Folgen von Unruhen in Bürgerschlüssen von 1332, 1333 u.s.w. bis 1429 Montag nach Invocavit. Das letztgenannte Jahr ist 1462. Der Auszug schließt: „Wie es aber dazu wohl eigentlich zugegangen, ist in diesem Büchlein nicht beschrieben gewesen“.

Sollten Sie, was ich freilich nicht glaube, die Handschriften einzusehen wünschen, so verschickt die Stadtbibliothek sehr liberal. Der Direktor der Stadtbibliothek ist Dr. M. Isler.

Noch führe ich an, daß sub Historia Germ. reg. sing. et urb Quarto 322 im Katalog verzeichnet ist. a) Eberhard Windeis Pasquill und die adeligen Geschlechter, welche 1400 in Mainz waren, und c) Verzeichniß der Namen derer, die aus dem Pöbel im Regiment getreten und Mainz sollen verrathen haben. „Ist Dr. Hieronymus von Glauburgk aus Mainz 1462 zugeschickt worden.“ Abschrift von Uffenbach als einer Handschrift des Joh. Max zum Jungen. – Doch vermuthe ich, daß Beides werthlos sei, da es sich dabei wohl um Abschriften der im Darmstädter Archiv noch vorhandene und im Frankfurter Archiv 3, 335 ff. zum Abdruck gebrachten zum Jungenschen Handschriften handeln wird (Liliencron I, S. 318).

Mit aufrichtigem Bedauern, Ihnen nicht besser haben dienen zu können, zeichne ich
Hochachtungsvoll
Ihr ergebener
Karl Koppmann.