Mit herzlichem Dank erwiedere ich Eure freundliche Einladung nicht allein für mich, sondern auch für die beiden Töchter. Es ist doppelt freundlich von Euch, daß ihr1 auch diesen die Freude bereiten wolltet Euch wiederzusehen und von Eurem gastlichen Haus die große Hauptstadt zu betrachten. Doch nur für mich und eine der Töchter will ich Eure gütige Einladung annehmen, denn die andere muß zurückbleiben um das Haus zu hüten und für andere Vorkommenheiten zur Stelle zu sein. Von letzteren sind beispielsweise die Masern zu erwähnen, welche in Lommels Familie vielleicht noch nicht vorüber sind, nachdem die kleine Lisbeth sie bisher allein gehabt hat, währenddessen der jüngste, August, mit seinem Kindermädchen bei uns im Hause war.
Natürlich trifft meine Wahl für die Reise nach Berlin die älteste Tochter Marie, da die jüngere Sophie wohl noch warten kann, bis später einmal die Reihe an sie kommt; sie war im vorigen Sommer in Kohlgrub und auch in diesem Jahr werde ich ihr gern eine Erholungsreise gönnen; immer würde ich ungern das Haus mit beiden zugleich verlassen.
Mundel hat seit gestern auch Ferien und befindet sich ganz wohl; in der Schule hat er ein gutes Zeugniß erhalten. Georg hat vor 14 Tagen die Kriegsschule verlassen, mit dem Zeugniß der Qualification zum Offizier, und sieht seiner Ernennung zum Lieutenant nach einigen Wochen entgegen. Er war auf 8 Tage im Urlaub bei uns, sehr vergnügt, wie begreiflich, und sah sehr kräftig und ganz militärisch aus. Gottlob daß ich ihn glücklich so weit gebracht habe, nachdem wir, meine gute Frau und ich, so viel Sorge um ihn gehabt und beinahe an ihm verzweifelt waren. Sicher bin ich freilich seinetwegen noch keineswegs, da man erst sehen wird, wie er von seiner Selbständigkeit Gebrauch macht. Er ist von hier zu seinem Bataillon nach Germersheim gegangen, hofft aber bei seiner Beförderung versetzt zu werden.
Es freute mich zu hören, daß es Dir, liebe Clara, wohl geht und daß auch Euer Schwiegersohn wieder in amtlicher Thätigkeit ist.
Den Tag unserer Abreise habe ich auf Dinstag 15. April festgesetzt. Recht unangenehm ist die Ankunftszeit des Schnellzugs in Berlin nach Mitternacht, und es fragt sich, ob ich nicht besser thue in Leipzig zu übernachten. Zwar auf dem Bahnhof brauchte ich nicht empfangen zu werden, da ich mich dort genügend auskenne, aber die Störung des späten Ankommens in Eurem Hause wäre immerhin so groß als unvermeidlich.
Die Sitzungen in der Akademie beginnen am Donnerstag Vormittag.2
Die Bombe des Zollstreits ist endlich geplatzt! Es war schon vorher so viel Lärm darüber, daß er Kanzler vermag! er wird auch das noch, trotz allem Geschrei ins Werk setzen.3 Auch hier bei uns wird geschrieen, wie man damals gegen den französischen Zollantrag geschrieen hat, als ob die deutsche Industrie dadurch zu Grunde gehen werde. Ich habe über diese Dinge gar kein Urtheil und glaube niemand.
jetzt schon geringer geworden ist. Was doch unser großer