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Karl Hegel an Georg Hegel, Erlangen, 10. Mai 1879

Lieber Georg!

Vor einer halben Stunde etwas nach 5 Uhr, überbrachte mir Sophiechen mit strahlendem Antlitz Deine Depesche. Als Antwort sende ich Dir hiermit, zugleich im Namen der ganzen Familie, meinen herzlichen väterlichen Glückwunsch. In meine Theilnahme mischt sich allein das Bedauern, daß Deine liebe Mutter dies nicht mehr erlebt hat!

Du hast ein schönes ehrenvolles Ziel erreicht, auf welches ich damals hinwies, als Du am Scheidewege standest und Deine Zukunft noch sehr ungewiß und nach einer andern Seite hin sehr düster war. Vielleicht hat es Dir mehr Mühe gekostet diese erste Etappe zu erreichen als es in Zukunft Dir kosten wird, von hier aus zu den folgenden fortzuschreiten. Doch will auch das durch fortgesetzte Arbeit und gutes Wohlverhalten errungen sein; denn wer nicht weiter arbeitet, wer sich’s bequem macht, hat bald das Ende erreicht und wird bei Seite geschoben, um Tüchtigeren Platz zu machen. Und noch schneller wird das Ende herbeigeführt durch einen einzigen Fehltritt im Dienst oder im sonstigen Verhalten, der sich nicht wieder gut machen läßt. Darum muß der Offizier ganz besonders auf sich selbst achten und jeden seiner Schritte den Vorgesetzten und Kameraden gegenüber, wie auch im geselligen Leben wohl überwachen, denn es gibt da, wie Du weißt, viele Klippen an denen er scheitern kann.

Deine Wünsche sind auch in Beziehung auf die Versetzung zum 5. Regiment erfüllt. Möge auch dies Dir zum wirklichen Frommen gereichen! nicht bloß zum angenehmen Leben, sondern hauptsächlich zur besseren Fortbildung und zur Erweiterung Deiner allgemeinen Kenntnisse, woran es Dir gar sehr fehlt.

Deine Übersiedlung, zunächst wohl nach Bamberg, wird wie ich erwarte, unverzögert stattfinden. Ich denke auch, daß Du bereits längst im Besitz der von Dir bestellten neuen Uniformen sein wirst. Schicke mir die Rechnung, erkundige Dich aber zugleich, wenn dies nicht schon auf der Rechnung steht, wie viel Discont bei sofortiger Zahlung gegeben wird, damit ich mich darauf einrichte.

Alles wünscht Dir Glück im Hause, Geschwister, Hanna und Nachbarschaft. So weit ist die Nachricht bis jetzt gekommen.

Dein treuer Vater.