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Karl Hegel an Ferdinand Frensdorff, Erlangen, 22. September 1879

Hochgeehrter Herr College!

Gern trete ich zu Ihnen wieder einmal in directe Beziehung und will Ihnen zuvor aussprechen, wie es mir zur besonderen Freude gereicht, daß Sie die Herausgabe der Stadtrechte für die Monumenta Germaniae Historica übernommen und deren Herbeischaffung bereits mit bestem Erfolg begonnen haben. Ich verspreche mir davon die ausgiebigsten Resultate für die Kenntniß unsres deutschen Städtewesens.

Ich arbeite in den Chroniken fort und bin jetzt bei Mainz1 und Lübeck2, wo Dr. Koppmann die von Mantels leider nicht vollendete Arbeit hoffentlich zu Ende führen wird. Nun kommt mir auch ein Anerbieten aus Dortmund, wo ich schon früher Beziehungen anknüpfte. Dr. Rübel schreibt mir, daß die Chronik des Prediger- mönchs Johannes Nederhoff jetzt mit kritischem Apparat von dem Gymnasiallehrer Röse druckfertig hergestellt sei und will selbst die Bearbeitung einiger anderer lateinischer Chroniken übernehmen.3

An die mir näher liegenden niederdeutschen scheint man noch nicht zu denken. Ich bin aber etwas bedenklich mich mit diesen Localhistorikern wieder einzulassen, da ich anderwärts mit solchen meist üble Erfahrungen gemacht habe. Gewöhnlich sind es historische Dilettanten. Natürlich gibt es Ausnahmen wie Hänselmann in Braunschweig. Was Herr Dr. Rübel bisher über die Dortmunder Chroniken veröffentlicht hat, ist von wenig Bedeutung. Er schreibt mir aber auch, daß er einen 1. Band des Dortmunder Urkundenbuchs im 1360 im Manuscript beinahe fertig gemacht habe und daß Sie – es ist nicht gesagt, ob für sich oder zu diesem Urkundenbuch – eine Schrift über das Dortmunder Recht abgefaßt hätten. Ich schließe hieraus, daß Sie in Beziehung zu ihm stehen und seine Arbeit, wie seine Beschäftigung, kennen, und möchte Sie darum bitten mir darüber Ihr Urtheil vorläufig mitzutheilen, so wie auch, was Sie von Herrn Röse halten, wenn Sie ihn kennen. Es wäre mir lieb dies bald zu erfahren, damit ich meine Antwort an Dr. Rübel danach einrichte.

Ich bitte meine alten Freunde Thöl und Ihering bestens zu grüßen.

In alter Ergebenheit

der Ihrige
Carl Hegel.