Meine Beziehungen zu Dortmund hängen mit einer mich seit längerer Zeit beschäftigenden Ausgabe der mittelalterlichenStatuten der Stadt zusammen, die in dem dritten Band der Hansischen Geschichtsquellen erscheinen soll.
Den Anlaß zu jenem Unternehmen gab der Umstand, daß mir zwei Codices des DortmunderRaths zu Handen kamen, die bis dahin unbekannt waren und eigentlich die ersten deutschen Statutensammlungen bildeten, die aus dem 14. und 15. Jahrhundert für diese Stadt ans Licht traten. | Ich schicke Ihnen die lateinischen Statuten des 13. Jahrhunderts voran, die bisher kritisch noch nicht durchgearbeitet waren, und lasse folgen, was sich sonst noch an statutarischem Material des Mittelalters findet. Augenblicklich beschäftigt mich die Einleitung, die eine Übersicht über Geschichte und Verfassung der Stadt und die Ausbildung ihres Rechts bringen soll.
Diese Arbeit hat mich mit Dr. Rübel in vielfache Beziehung gebracht; ich habe erst häufiger mit ihm correspondirt, bin dann auch selbst zweimal in Dortmund gewesen, um im Archiv zu arbeiten. Die Urkunden des Archivs, das sich jetzt in einem großen Zimmer des Gymnasiums befindet, hat er gut zusammengebracht und in einem ausführlichen Repertorium beschrieben. Das Urkundenbuch, das Dr. Rübel seit längerer Zeit bearbeitet, habe ich nicht gesehen. Gymnasiallehrer Röhn1 kenne ich nicht. | Dr. Rübel ist in Dortmund der einzige, der sich mit der Geschichte der Stadt befaßt; er ist der Halt des historischenVereins für Dortmund und die Grafschaft Mark und hat die drei Hefte Beiträge desselben (Dortmund 18752-78) zum größten Theil geschrieben. Einen Localhistoriker im bedenklichen Sinne des Worts möchte ich ihn nicht nennen. Er ist ein gebildeter Philologe und hat, wie ich meine, auch an Sybels historischem Seminar in Bonn Theil genommen. Sein Fach in der Schule ist hauptsächlich Vortrag der Geschichte. An seinen Arbeiten habe ich auszusetzen, daß sie mir nicht exact genug sind; Urkunden, die er in den citirten Beiträgen veröffentlicht hat, haben bei der Vergleichung mit den Handschriften doch manche Flüchtigkeitsfehler ergeben. In der Dortmunder Geschichte ist er sehr gut zu Hause, kennt das Material besser als irgend jemand, und ihm die Herausgabe der lateinischen Chroniken anzuvertrauen würde wohl unbedenklich sein, wenn sie selbst | der Edition werth erscheinen wollen. Mit den Chroniken der Stadt habe ich mich nicht beschäftigt; nach Dr. Rübels eigenen Veröffentlichungen sind aber die deutschen des Johannes Nederhoff und des Joh. Kerkhöve die eigentlich werthvollen, die über das Ende des 14. Jahrhunderts und des 15. Jahrhunderts, für welche man bis jetzt blos auf Urkunden angewiesen ist, gute und eingehende zeitgenössische Mittheilungen geben.
Da Sie gegenwärtig mit Mainz beschäftigt sind, so interresirt Sie vielleicht eine Notiz, die ich Dr. Liebermann verdanke, wenn Ihnen dieß nicht sonst schon bekannt geworden sein sollte. In dem Katalog: Addition Mss. of the British Museum ist unter N. 21220 verzeichnet: a register of cases treid before the magistrates of Mayence from 1398 to 1430. Darauf hin bat ich Dr. Liebermann, sich gelegentlich die Handschrift anzusehen. Er theilte mir mit, daß es eine vorzüglich erhaltene Papierhandschrift in kleinemfolio, 456 Blätter, Anfang des 15. Jahrhunderts, die Weisthümer der MainzerSchöffen resp. Urtheile derselben auf Anfragen Fremder enthalte. Blatt 3: actum feria 5 ipso die Vincula3 Petri anno 98 item her Godelman amotman uff sant Jacobis berge uzwendig heneze gelegen had gefreget: sine herren haben in zu einem amptmanne gearkt, zu finde er zins…4.
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Rübel, KarlKarl Rübel11667251X18481916Rübel, Karl (1848–1916), war ein in Dortmund geborener und verstorbener promovierter Historiker; er wirkte in seiner Geburtsstadt als Lehrer und erster wissenschaftlicher Leiter des Dortmunder Stadtarchivs. Überdies trat er mit mehreren historischen Werken zur Stadtgeschichte Dortmunds, vornehmlich mittelalterlichen Studien hervor. Er war führendes Mitglied des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V. und gehörte 1896 zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission für Westfalen.
Sybel, HeinrichHeinrich Sybel
HiKo
11862022318171895Sybel, Heinrich (1817–1895), in Düsseldorf geborener Historiker, Politiker und Archivar, der nach seinem Studium im Jahre 1838 an der Berliner Universität promoviert und 1840 an der Universität Bonn habilitiert wurde. Als ordentlicher Professor wirkte er an den Universitäten Marburg (1845–1856), München (1856–1861) und Bonn (1861–1875) und übernahm von 1875 bis 1895 als Direktor die Leitung der Preußischen Staatsarchive. Im Jahre 1858 gehörte er in München zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, gründete 1859 die Historische Zeitschrift und war von 1886 bis 1895 Präsident der Historischen Kommission in München. Im Jahre 1848 war er Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, von 1874 bis1880 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Nederhoff, Johannes102513821vor 1400nach 1556Nederhoff, Johannes (vor 1400-nach 1456), stammte gebürtig aus Dortmund, studierte Philosophie und Theologie, und wirkte später als Leher in den Dominikanerkonventen in Lübeck, Bremen, Krakau und Nijmegen, seit 1440 hielt er sich wieder in Dortmund auf (im dortigen Dominikanerkonvent). Er war der Verfasser der lateinischen Stadtchronik von Dortmund („Chronica Tremoniensia“, „Chronik von Dortmund“) von ihren Anfängen bis 1389, welche zwischen ca. 1440 und 1450 entstand; ihre Edition wurde von Eduard Roese (1855–1918) erarbeitet und 1880 in Dortmund von ihm herausgegeben.
Dortmund51.5142273,7.4652789Etwa 500 Kilometer südwestlich von Berlin gelegene ehemalige Freie Stadt des Heiligen Römischen Reiches, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer zentralen Industriestadt des „Ruhrgebietes“ mit Kohleförderung und Stahlwerken entwickelte. Durch die Köln-Mindener-Eisenbahn wurde Dortmund zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt.
BonnAuf eine römische Gründung zurückgehende alte kurfürstliche Residenzstadt am Rhein mit menschlichen Besiedlungsspuren, die ca. 14.000 Jahre zurückreichen, nach französischer Herrschaft ab 1815 eine Stadt des Königreiches Preußen, etwa 30 Kilometer nördöstllich von Köln gelegen.
Mainz50.0012314,8.2762513Etwa 40 Kilometer westlich von Frankfurt am Main gelegene alte kurfürstliche Residenz-, Festungs- und Bischofsstadt am Rhein, die ab 1816 zum Großherzogtum Hessen gehörte.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
mittelalterlichAuf das Mittelalter bezogen, ihm zuzuordnen, zu ihm gehörend.
StatutenSatzung.
Hanseatisch, hansischDie Hanse bzw. die (norddeutschen) Hansestädte betreffend, dazu gehörend, ihr bzw. ihnen zuzuordnen.
Codex, CodicesKodex, aus dem Lateinischen stammend, Plural Codices, in Bezug auf das Mittelalter bezogen auf eine Sammlung von Handschrift(en), welche zwischen Holzdeckeln zu einer Art Buch zusammengefügt sind; im übertragenen Sinne auch Bezeichnung für eine Sammlung geschriebener oder auch ungeschriebener Verhaltensregeln innerhalb einer Gesellschaft, Menschengruppe, eines Standes etc.
DortmunderZu Dortmund gehörend, auf Dortmund bezogen, Dortmund zuzuordnen.
Rath, RätheRat einer Stadt, Stadtrat; mit Erstarken der Zünfte gegenüber den alteingesessenen Geschlechtern bzw. ratsfähigen Patriziergeschlechtern oftmals fortschreitende Differenzierung in z. B. den „Äußeren“, „Großen“, „Neuen“ oder „Jungen“ Rath/Rat, wohingegen der eigentliche, in dem die wichtigen laufenden Geschäfte rund um die Stadtleitung bzw. -verwaltung erfolgten nunmehr als „Kleiner“, „Enger“ oder „Alter“ Rath/Rat bezeichnet wurde; in einer weiteren Unterscheidung konnten auch noch Ausschüsse hinzutreten, die bisweilen auch „Geheimer Rath“ bzw. „Geheimer Rat“ genannt wurden; auch Bezeichnung für ein Mitglied dieses Rat(h)es; Berater eines Herrschers auch als Gremium oder Regierungsbehörde (z. B. Hofrat, Geheimrat); auch: Ratschläge.
lateinischIn lateinischer Sprache abgefasst, auf die lateinische Sprache bezogen bzw. ihr zuzuordnen.
MaterialGesamtheit der Quellen, Dokumente und entsprechenden Unterlagen, die für ein bestimmtes Forschungsvorhaben die zu bearbeitende Basis bilden.
GeschichteGeschichtswissenschaft als Universitätsdisziplin sowie als gymnasiales Unterrichtsfach; auch: historische bzw. gesellschaftswissenschaftliche Abhandlung, Darstellung, Monographie über einen speziellen konkreten oder abstrakten Forschungsgegenstand wie z. B. die Geschichte einer Stadt, Geschichte einer wissenschaftlichen Disziplin etc.
StadtgeschichteGeschichtswissenschaftliche Disziplin, die sich mit der historischen Erforschung einer Stadt beschäftigt.
VerfassungHerbeiführung eines geordneten Zustands sowie der Zustand selbst, insbesondere die gesamtpolitische Gestalt eines Staates, auch einer Stadt etc.; Zustand.
Stadtverfassung, StädteverfassungRechtskräftige Verfassung einer Stadt bzw. mehrerer Städte (Rechtswesen) insbesondere auch als Forschungsgegenstand Karl Hegels (1813-1901).
Stadt, StädteAllgemein in einer Landschaft, einer Herrschaft bzw. in einem Staat verkehrsgünstig, oft zentral gelegener Knotenpunkt von Handel und Gewerbe, Regierung, Verwaltung, Militär und Kult; oftmals Mittelpunkte eines Volkes und weltweit nachweisbar auch hinsichtlich früher Hochkulturen; innerhalb der europäischen Geschichte enge Verflechtung mit Markt und Handel, Ansiedlung von Kaufleuten, Handwerkern und Militär; frühes Streben auf europäischen Boden innerhalb der Städte nach Freiheit und Selbstverwaltung auch äußerlich in Form der freien Reichsstädte mit eigenem Stadtrecht („Stadtluft macht frei“) in Abgrenzung zum geltenden Landrecht, womit die Städte auch als Keimzelle des Bürgerstandes anzusehen sind. Mit seinen Arbeiten zur städtischen Verfassungsgeschichte und der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München beteiligte sich Karl Hegel (1813-1901) führend an der faktisch-wissenschaftlichen Beweisführung hinsichtlich dieser Annahme hin zur bewiesenen Tatsache, womit seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der stadtgeschichtlichen Forschung als gleichsam richtungsweisend wie fundamental anzusehen sind.
Stadtrecht, StadtrechteHier bezogen auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Städte als Begriff für das in der Stadt geltende Recht, insbesondere bezogen auf die Bedürfnisse von Handel und Gewerbe.
correspondirenKorrespondieren.
RepertoriumIm Archivwesen geläufiger Begriff für Findmittel und Findhilfen in Form von Verzeichnissen, Findbüchern (oft auch als Synonym für Repertorium verwendet), Karteien oder Spezialinventare als Ergebnisse der Erschließung und Verzeichnung von Archivalien (z. B. Handschriften), also Beständen eines Archivs, welche auch bestandsbezogen, bestandsübergreifend oder auch archivübergreifend sein können.
UrkundenbuchEditionswerk in gedruckter Buchform von Urkunden, die im Gegensatz zu einem Regestenwerk vornehmlich in Gänze darin transkribiert und historisch-kritisch kommentiert zur Verfügung gestellt werden, sowie aus einer bestimmten Epoche, zumeist aus Mittelalter und Früher Neuzeit stammen sowie in der Regel einen sie verbindenden inhaltlichen, sachlichen oder geographischen Zusammenhang aufweisen.
Dortmunder UrkundenbuchMehrbändiges Werk, welches unter dem Titel „Dortmunder Urkundenbuch“ zwischen 1881und 1919 in sechs Teilbänden vor allem von dem promovierten Historiker, Dortmunder Gymnasiallehrer und Direktor des Dortmunder Stadtarchivs Professor Karl Rübel (1848-1916), Gründungsmitglied der westfälischen Historischen Kommission im Jahr 1896, bearbeitet und herausgegeben wurde. An der Herausgabe des „Dortmunder Urkundenbuchs“ Band 2, Hälfte 1, Dortmund 1890, arbeitete auch Eduard Roese (1855-1918), promovierter Gymnasiallehrer, studierter klassischer Philologe und Germanist, der auch als Historiker wirkte, in seiner Zeit als Gymnasiallehrer in Dortmund (1878-1890) mit.
Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark1872 gegründeter historischer Verein mit Sitz in Dortmund.
Localhistoriker, LokalhistorikerHistoriker vor Ort, die sich mit der Erforschung der Geschichte ihrer unmittelbaren Umgebung beschäftigen, im 19. Jahrhundert oft gebräuchlich für Archivare, die über ihre Stadt oder ihre Heimat forschten.
Philolog/-eWissenschaftlicher, der sich unter literatur- und sprachwissenschaftlichen Aspekten mit klassischen und/oder modernen Sprachen befasst auch unter komparatistischen Prämissen und hier vornehmlich als entsprechender sprachgelehrter Mitarbeiter bei einem historischen Editionsunternehmen zu verstehen, worauf Karl Hegel (1813-1901) als Projektleiter der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften größten Wert legte.
EditionWissenschaftliche, zumeist auch historisch-kritische Ausgabe einer schriftlichen historischen Quelle, z. B. in Form einer Handschrift, eines gedruckten Textes etc.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
Folio/folioHistorisches deutsches Papierformat, oftmals mit „fol.“ abgekürzt.
MainzerZu Mainz gehörend, auf Mainz bezogen, Mainz zuzuordnen.
SchöffeAls historischer Begriff seit der Reform des Gerichtswesens unter Karl dem Großen (768-814) Angehöriger eines siebenköpfigen Kollegiums von Urteilsfindern, Laienrichtern, welche im Laufe des weiteren Mittelalters von der zunehmenden niederen Gerichtsbarkeit verdrängt wurden.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis