Entschuldigen Sie meine späte Antwort, deren Verzögerung hauptsächlich dadurch hervorgerufen wurde, daß man mich selbst mit meiner Ihre Antwerpen betreffenden Fragen lange warten ließ.
Die ausführlichste Beschreibung des Einzugs Karls V in Antwerpen1 fand ich in: „Geschiedenis van Antwerpen sedert de stichting der stad tot onze tyden uitgegeven door de Rederykerkamer de Olyftak“, bewerkt door F. H. Mertens en K. L. Torfs, Antwerpen, Drukkery van J.-E. Buschmann 1848.2
Im vierten Bande dieses Werkes, pagina 16 wird darüber folgendes mitgetheilt (ich übersetze die ganze Stelle wörtlich):
„Es wurden außerordentlich große Anstalten gemacht, um den Nachfolger der Cäsaren im abendländischen Kaiserthum festlich zu empfangen. Albrecht Dürer, der sich damals hier aufhielt, gibt uns in seiner Reisebeschreibung eine Vorstellung von den dazu gemachten Vorbereitungen.3 Es waren, sagt er, 400 Bogen, jeder 40 Fuß breit, an beiden Seiten der Strassen errichtet, durch welche der Zug kommen mußte. Das Thor war mit einem Triumphbogen verziert und die schönsten Jungfrauen der Stadt, beinahe ganz nackt, und nur in dünne durchsichtige Gaskleider4 gehüllt, bewillkommneten den Fürsten. Dies war damals durchaus nicht anstössig, im Gegentheil war es eine Ehre für die, welche dazu erwählt wurden, um auf diese Weise ihre Reize sehen zu lassen. Unter andern Festlichkeiten wird noch gemeldet, daß de Violare (eine Rednerkammer)5 auf dem Kanonenberg6 ein Schauspiel aufführte. Unser städtischer Griffier7, Peter Gillis, von dem Erasmus mit großem Lobe spricht, verfertigte aus diesem Anlaß 14 Schauspiele oder Bilder (tafereelen), welche auf der Strasse aufgeführt werden sollten, und der Stadtsecretär Cornelius Graphäus gab eine Gratulatio heraus (Begrüßung des Kaisers). Es werden wohl noch mehr Gelehrte gewesen sein, welche ihre Kunst bei dieser Gelegenheit entfalteten; wir finden unter anderem, daß Albrecht Dürer eine gedruckte Beschreibung des Einzuges für einen Stüber8 kaufte. Ferner schenkte die Stadt dem Kaiser 200,000 Kronen“.
Da Sie ihr Hauptgewicht auf Albrecht Dürer zu legen scheinen, so lasse ich noch einen andere Stelle folgen, die über den Einzug Christians von Dänemark und Karls V im Jahr 1521 handelt9:
„Den 14. Juli kamen beide Souveräne nach Antwerpen, begleitet von der Statthalterin Margaretha nebst einem zahlreichen Gefolge von Edelleuten und der Kaiser legte hier am folgenden Tag den rechten Stein zu einem neuen Seitenchor von Unserer Liebenfrauenkirche10. Der berühmte Maler Albrecht Dürer befand sich ebenfalls bei dieser feierlichen Handlung; ihm wurde selbst die Ehre zu Theil, des Königs Portrait mit Kohle zu zeichnen und bei selbiger dänischen Majestät zu Mittag zu speisen, die ihm außerdem noch einen seiner Wagen lieh, um damit nach Brüssel zu fahren, wo der deutsche Künstler zum zweiten Male an die Tafel des Königs gezogen wurde, dessen Portrait er jetzt in Oel malte, wofür er 30 Gulden Belohnung empfing. Dabei bemerkt Dürer, wie er gesehen habe, wie sich das Volk von Antwerpen darüber verwunderte, als es den König von Dänemark sah, der ein so ‚männlich schöner Mann‘ war“ –
Das Datum des Einzugs habe ich in dem mir zugänglichen Material nicht finden können11, ich habe mich aber an den Archivar der Stadt Antwerpen gewandt, von dem ich wohl bald Antwort erhalten werde.
Die Beschreibung, die Dürer verfertigt hat, ist mir hier in Amsterdam ebenfalls nicht zugänglich. Wenn ich in den nächsten Wochen wieder in die königliche Bibliothek im Haag komme, werde ich noch weitere Nachforschungen anstellen.
Bemerken will ich noch, daß Torfs selbst folgende Quellen anführt:
Papebrochius, Acta S. Norb.12 p. 984 n. 87
Antwerpsch Chronykje13, p. 14.
Belgisch Museum14 I Theil p. 198
Reliquien von Albrecht Dürer15
p. 142-145
Indem ich mich gerne bereit erkläre, Ihnen noch weiteres Material auf Ihren Wunsch zu liefern, zeichne ich mit aller Hochachtung