Deine freundliche Einladung war mir ein Beweis von Deinem besseren Befinden nach überstandenem langen Katarrh und darum doppelt willkommen. Ich ließ Sophiechen die Wahl zwischen Berlin und Düsseldorf, wohin sie schon seit einem Jahr eingeladen ist, um den vorjährigen Besuch von Eugenie Klein zu erwiedern. Da sie selbst zu keiner Entscheidung kommen konnte, habe ich zu Gunsten von Düsseldorf für sie entschieden, weil sie dort bestimmt erwartet wird und weil sie für Berlin noch nicht gereift genug ist, um die vielen neuen und großen Eindrücke, die sie dort empfangen würde, in sich aufzunehmen und zu bewältigen; sie ist leicht ermüdet von vielem Sehen und jeder länger dauernden geistigen Anspannung, beängstigt durch äußere Unruhe, wie ich auf meiner Reise mit ihr im vergangenen Herbst erfahre habe. In Düsseldorf findet sie ihre Freundin und wird ruhigere Tage bei einem längeren Aufenthalt haben, als ich ihr bei Euch gestatten könnte. Wenn die Umstände im nächsten Jahr noch die gleichen sind und Du Deine freundliche Einladung dann wiederholst, so werde ich sie gern mitbringen, wenn mir Gott Leben und Gesundheit schenkt. Darum nehme ich diesmal sie nur für mich an und freue mich herzlich darauf mit Euch, Ihr Lieben, eine Weile zusammen zu sein.
Der heutige Ostersonntag war ein herrlicher warmer Frühlingstag und auch für das Lommelsche Haus ein besonderes Auferstehungsfest, denn Luise ist zum erstenmal, am 12. Tage nach ihrer Niederkunft aufgestanden und die Kinder suchten in ihrer Gegenwart die Ostereier.
Meine Ankunft in Berlin ist, wie ich schon schrieb, auf den 13. April in der Nacht – wie es leider nicht wohl anders geht – festgesetzt; doch melde ich sie auch noch kurz vorher.