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Königliches Kreisarchiv Speier an Karl Hegel, Speyer, 18. März 1881

ad Arch. N. 74. / K. Kreisarchiv Speier.

Unaufschiebbare Dienstesarbeit ermöglicht mir erst heute die Beantwortung verehrlicher Zuschrift vom 11/14 dieses Monats.

Das Kreisarchiv Speier verwahrt allerdings und zwar einen sehr umfänglichen Teil des ehemals herzoglich zweibrucken’schen Archives; ein andere Teil beruht beim Allgemeinen Reichsarchivs in München; auch das Haus- und das Staatsarchiv mögen der zweibrückener Schriftsachen viele besitzen. In den 1790er Jahren wurde dieses Archiv von Zweibrücken aus – auch anderortshin – eiligst geflüchtet, und es gelangte unter der französischen Verwaltung endlich in das Departmentalarchiv zu Mainz. Von hier aus wurde nebst den anderen bayerischen Archivaliengruppen das erwähnte Archiv im Jahr 1816 zurückgebracht an die königliche Kreisregierung (i. e. Kreisarchiv) in Speier.

Nun hat die Durchsicht der bezüglichen Repertorienpartien, sowie der Archivalien selbst, deren Inhalt mir im allgemeinen Bekannt ist, nicht zum erwünschten Ergebnis geführt. Wäre erwähnte „Mainzer Chronik“ wirklich zur Zeit nach Speier geraten, sie befände sich infolge des angeordneten gegenseitigen „Archivalienaustausches“ schon längst beim groß- herzoglichen Hausarchive in Darmstadt. Übrigens war während der französischen Verwaltungszeit die Ordnung und Wache bei den wenigen Archiven gerade so musterhaft nicht: selbst nach vollzogener Rücklieferung an die beteiligten Staaten lagen Archivstücke verschiedener Landesgebiete da und dort noch verstreut. Des „Joannis“ angezogenes Werk besitzt unsere Amtsbibliothek nicht. Eine Anfrage beim Hausarchive in Darmstadt gäbe vielleicht näheren Aufschluß.

Ich bedaure recht sehr, Ihnen, geehrtester Herr Professor, nicht mehr bieten zu können. Sollte mir dennoch eine nachträgliche Spur zur erwünschten Entdeckung verhelfen, werde ich nicht ermangeln pflichtschuldige Anzeige zu machen.

Mit ausgezeichneter Hochachtung
ergebenster
Ludwig Schandein
königlicher Kreisarchivar.