Göttingen, den 23. November 1881.
Hochgeehrter Herr Professor!
Als unsere Facultät den hundertjährigen Geburtstag Karl Friedrich
Eichhorns durch Festrede und Ehrenpromotionen zu feiern beschloß, da setzten wir sofort an die Spitze der zu creierenden Doctoren Ihren Namen, um Ihnen auszudrücken, wie sehr wir die rechtsgeschichtlichen Studien, die Erkenntniß des deutschen Rechts durch Ihre Arbei- | ten von der Geschichte der italiänischen Städteverfassung an bis zu dem jüngst ausgegebenen Bande der Chroniken deutscher Städte gefördert erachten. Gerade die Erinnerung an Eichhorn legte es uns nahe, einen Mann zu ehren, dem Geschichte und Jurisprudenz zu gleichem Danke verpflichtet sind, einem Mann, dem es gelungen, die glänzende Combination Eichhorns über den Ursprung der städtischen Verfassung in Deutschland nicht minder glänzend zu widerlegen.
Ehe wir Ihren Namen in unsere Liste setzten, hatte ich mich überzeugt, daß im Erlanger deutschen Katalog, der Titel und Würden ausführlich aufzählt, außer der philosophischen Doktorwürde kein akademi- | scher Grad bei Ihrem Namen angegeben war. Da wir das Geheimniß in Bezug auf die Ehrenpromotion selbst wie auch die zu promovierenden Ehrendoctoren zu beobachten uns vorgesetzt hatten, konnte ich auch nicht zuvor in Erlangen anfragen, ob Sie bereits Doctor juris sind.
So sind wir leider erst durch Ihr Telegramm davon unterrichtet worden, daß uns Halle die Ehre schon länger vorweg genommen hat. Wenn es eine Form gäbe, Sie noch zum Dr. juris von Göttingen zu machen, nachdem Sie es schon von Halle sind, würden wir Sie gewählt haben, um Ihnen zu zeigen, welchen Werth wir auf Ihre Ehrenmitgliedschaft legen.
So müssen Sie uns gestatten, Ihnen mitzuthei- | len, daß es unsere Absicht war, von Ihnen zu sagen:
qui medii aevi rerum municipalium originem juri Germanico vindicavit,
urbinem Germanicarum chronicas in corpus illud celeberrimum redegit,
aliaque juris Germanici summa cum arte instituta illustravit,
de jure Germanico colendo optime meritus,
und wie sehr es uns leid thut, diese Absicht nicht zur Ausführung bringen zu können.
Um alle Mißverständnisse auszuschließen, habe ich nach Halle eine aufklärende Mittheilung an die juristische Facultät gesandt.
In alter Anhänglichkeit
Ihr F.
Frensdorff,
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Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Hegel, KarlKarl Hegel
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11657075X
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Privatbesitz
.
Privatbesitz
1000
Hegel
, Karl: Geschichte der Städteverfassung von Italien seit der Zeit der römischen Herrschaft bis zum Ausgang des zwölften Jahrhunderts, 2 Bde., Leipzig 1847 (= ND Aalen 1964).
Hegel
, Geschichte der Städteverfassung von Italien
1847
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 17, Die Chroniken der mittelrheinischen Städte. Mainz, bearb. von Karl
Hegel
, Bd. 1, Leipzig 1881. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59564/edition/54929 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 17, Mainz, Bd. 1
1881
Neuhaus
, Helmut: Karl Hegel – Historiker im 19. Jahrhundert. Unter Mitarbeit von Katja Dotzler, Christoph Hübner, Thomas Joswiak, Marion Kreis, Bruno Kuntke, Jörg Sandreuther und Christian Schöffel (= Erlanger Studien zur Geschichte, Bd. 7/Katalog zur Ausstellung des Instituts für Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg vom 20. November bis 16. Dezember 2001), Erlangen, Jena 2001.
Karl Hegel – Historiker im 19. Jahrhundert
2001
Eichhorn, Johann Albrecht FriedrichJohann Albrecht Friedrich Eichhorn10433526217791856Eichhorn, Johann Albrecht Friedrich (1779–1856), in Wertheim geborener Staatsmann, der von 1840 bis 1848 preußischer Staatsminister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten war; in Erfurt war er 1850 im Unionsparlament für das Königreich Preußen Mitglied des Staatenhauses und dessen Alterspräsident.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Halle51.4825041,11.9705452Universitätsstadt an der Saale, nordwestlich von Leipzig gelegen, 1680-1701 kurbrandenburgisch, dann Stadt des Königreiches Preußen.
Universität Halle-WittenbergIm Jahre 1694 auf Veranlassung Kurfürst Friedrichs III. (1657-1713) von Brandenburg, ab 1701 erster König in Preußen, gegründet, wurde die Friedrichs-Universität im 18. Jahrhundert zu einem Zentrum von Aufklärung und Pietismus. 1817 wurde sie mit der schon 1502 von Kurfürst Friedrich dem Weisen (1463-1525) von Sachsen betriebenen und dem römisch-deutschen König Maximilian I. (1459-1519) gegründeten Universität Wittenberg verbunden zur preußischen „Königlichen Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg“.
Universität GöttingenIm Jahren 1734 von Kurfürst Georg II. August (1683-1760) von Braunschweig-Lüneburg, von 1727 an auch König George II. von Großbritannien, gegründete Universität, deren Entstehung maßgeblich von Gerlach Adolph Freiherr von Münchhausen (1688-1770) betrieben wurde.