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Karl Hegel an Karl Bücher, Erlangen, 12. Februar 1882

Geehrter Herr Doctor!

Ich danke Ihnen bestens für Ihre sehr werthvollen Untersuchungen zur mittelalterlichen Bevölkerungsstatistik1, die Sie mir freundlichst zugesendet und die mich, wie Sie wohl annehmen konnten, im hohen Grade interessirt haben: Ich knüpfe hieran einige weitere Fragen, da ich eben mit einer ähnlichen Untersuchung in Bezug auf Mainz, wo freilich nur sehr unzureichende Anhaltspunkte gegeben sind, beschäftigt bin.

Mit Freude habe ich Ihre Mittheilung von dem guten Erfolg Ihrer Vorlesungen vernommen. Sicher wird Sie das weiter führen. Nur ist leider die Aussicht, die sich für Sie an der hiesigen Universität zu eröffnen schien, sehr getrübt worden durch das Ersparungssystem, welches Herr Rittler mit seiner Partei auf Kosten der drei Landesuniversitäten durchzuführen bestrebt ist. Vermuthlich wird man nichts für die nationalökonomische Professur in Würzburg bewilligen wollen. Dann wird es dabei bleiben, daß der junge und unreife Privatdocent Dr. Eheberg sie vertritt.

Meine Fragen sind folgende:

  1. Wie ist nach der ermittelten Bevölkerungszahl von Frankfurt im Jahr 1387 das Verhältniß der Bürger oder der Haushaltungen zu der Zahl der ihnen angehörigen Personen? Letzere berechnen Sie S. 43 zu 7943 und vorher die im Alter von 25 Jahren und darüber stehenden zu 2085: beide Bürger oder die bürgerlichen Haushaltungen (wenn wir so annehmen wollen, obwohl nicht alle schon einen eigenen Haushalt hatten) ergehen.
    Sind Sie damit einverstanden? Das Verhältniß würde ungefähr mit dem von Schönberg für Basel2 15 Jahrhundert gefundenen: 1 zu 3 oder 1 zu 4; zusammentreffen. In Nürnberg 1449 war die Verhältnißzahl 4683 (nach Ihrer Bestimmung S. 572). Wäre wohl auch für Frankfurt nach der Bevölkerungszahl von 1440 eine höhere Vernältnißzahl als 1387 anzunehmen?
  2. Möchte ich Sie bitten, mir vorläufig schon Ihre Berechnung der Einwohnerzahl Frankfurts im Jahr 1440 und dabei, wenn möglich, auch die Zahlen einiger Handwerker anzugeben, und zwar vornehmlich diejenigen, welche einestheils auf hoch entwickelten Gewerbebetrieb – wie Metallarbeiter, Wollen- und Leinenweber, anderntheils auf Consumption und Verbrauch der Einwohner – wie Metzger, Bäcker, Schuster, Schneider – und somit der Bevölkerungsmenge im ganzen, Bezug haben.
  3. Wie kommt es, daß in Ihrer Tabelle XI S. 110 ff.4 manche Zahlen der Gewerbetreibenden nicht ganz mit denen in Tabelle VIII S. 80 übereinstimmen? zB. Wollenweber hier 272 und dazu gehörige Gewerbe 15 (bis Färber) – dort 372 männliche Personen über 12 Jahren und Zahl der Meister 272, aber wie S. 112, insgesammt’; Metzger (S. 80) 88 und (S. 113 insgesammt) 65 usf.
  4. Werden Sie in den Frühjahrsferien wieder nach Frankfurt gehen? Ich würde Sie in diesem Fall bitten, etwas für mich in der Stadtbibliothek nachzusehen.
Hochachtungsvoll
Professor Hegel.