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Karl Bücher an Karl Hegel, München, 13. Februar 1882

Hochgeehrter Herr Professor!

Indem ich Ihnen für Ihre freundlichen Zeilen herzlich danke sage, beeile ich mich, Ihre Anfragen, so gut das bei dem augenblicklichen Stand meiner Vorarbeiten möglich ist, in der Anlage zu beantworten. Ich füge zugleich drei Tabellen bei (zwei im Concept, wofür ich um gütige Entschuldigung bitte), welche wol eine klarere Anschauung gewähren dürften, als sie in Worten gegeben werden kann. Da ich sie in den Ferien zur Ausarbeitung des III. Theils meiner Arbeit für die Tübinger Zeitschrift brauche, so wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir dieselben bis zum 10. März wieder zuschicken wollten.

Leider kann ich in den Frühjahrsferien nicht nach Frankfurt gehen. Es würde mir sonst eine große Freude gewesen sein, Ihnen gefällig sein zu können. Im Sommer gehe ich jedenfalls wieder hin. Wenn Ihr Anliegen Eile hat, so wird gewiß Dr. Ernst Kelchner, II. Bibliothekar an der Frankfurter Stadtbibliothek (Adresse am besten: „Stadtarchiv I.“), gern den gewünschten Aufschluß gegen, eventuell auch Stadtarchivar Dr. Grotefend. Im andern Falle bin ich gern nächsten Sommer dazu bereit.

Was die Aussichten für die Genehmigung der Würzburger Stelle betrifft, so liegt die Sache vielleicht nicht ganz so trübe, als Sie annehmen. Wenigstens erinnere ich mich, daß ein hiesiges ultramontanes Blatt, welches vor längerer Zeit in einem sog. „Streichprogramm“ mit den meisten Universitäts-Exigenzen noch schärfer verfuhr als selbst Herr Rittler, die Nothwendigkeit der betreffenden Forderung ausdrücklich anerkannt und sie von der Streichung ausgenommen hat. Die lange Verzögerung der Angelegenheit hat mich in einige Verlegenheit versetzt. Es ist mir nämlich vor einiger Zeit durch die Vermittlung der Herren Professor Albrecht Wagner und von Sybel in Berlin eine Professur an der Universität Tokio unter sehr guten Bedingungen angetragen worden. Ich habe gebeten, die Entscheidung noch etwas aufschieben zu dürfen, da ich eine bescheidene Stellung in der deutschen Heimat einer glänzenden in Japan vorziehe. Freilich weiß ich nicht, welche Aussichten ich im Falle der Bewilligung der Würzburger Professur in Erlangen hätte; abwarten möchte ich jedenfalls, bis klarer in der Sache zu sehen ist.

Indem ich mich Ihrem geneigten Wohlwollen bestens empfehle, bin ich in größter Hochachtung
Ihr
ganz ergebener
Karl Bücher.