Hochgeehrter Herr professor, mit vergnügen habe ich sofort die gewünschten stellen ausgehoben und sende sie Ihnen auf dem beiliegenden bogen, diplomatisch genau nach Ihrer vorschrift abgeschrieben. Hoffentlich entspricht der gegebenen2 auch genau Ihrem Wunsche. Denn wer hinter den beiden stellen im context folgt ist sinngetreu Ihrem drucke entsprechend und jede erhebliche wörtliche variation in den anmerkungen eingetragen.
Beim überfliegen Ihres druckbogen finden meine augen auf den namen des grafen Alwig v. Sulz’ und ist darunter mir daß Ihnen vielleicht ein gefallen damit geschehe, wenn ich bemerkte daß verschie- | dene actenstücke über die demselben infolge seiner beteiligung an der fehde mit dem Isenburger gemachte verschreibung der zölle zu Miltenberg undAmorbach hier vorliegen. Gerne sende ich Ihnen dieselben, wenn sie Ihnen von belang erscheinen sollten, froh in dem gedanken, daß ire dann mit noch etwas mehr als dem bischen beiliegenden Ihre so gütig angebotenen gegendienste zu gelegener zeit in anspruch zu nehmen mir ein herz faßen dürfte.
In herzlicher erwiederung Ihres freundlichen Grußes zeichne ich hochachtungsvoll Ihr
ergebener Conrady.
1Die besondere Eigenart des Verfassers ist es, nur die Anrede und die Satzanfänge groß zu schreiben, die übrigen Nomen dagegen mit Ausnahme von Eigennamen, speziellen Begriffen etc. wie im Englischen klein zu schreiben. 2Unsichere Lesart.
Conrady, Wilhelm Heinrich BernhardWilhelm Conrady11897775X18291903Conrady, Wilhelm (1829–1903), Kreisrichter a.D., Privatgelehrter und Altertumsforscher (Limesforschung in Bayern), Bruder des evangelischen Theologen und Schriftstellers, Pfarrers, Religionslehrers und Geschichtsforschers Ludwig Conrady (1833–1907).
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Miltenberg49.7017584,9.2559718Seit 1816 zu Bayern gehörende unterfränkische Stadt zwischen Spessart und Odenwald am Main (linksmainisch am sogenannten „Mainknie“) gelegen, deren Wurzeln bis in die Vor- bzw. Frühgeschichte zurückreichen, während im zweiten Jahrhundert nach Christus der Limes-Anschluss durch die Römer erfolgte.
Alwig X. von Sulz, Graf132174760814171493Alwig X. von Sulz (1417–1493) auch Alwig I. (der Klettgauer Linie) bzw. nach neuerer Forschung Alwig VIII.,entstammte dem alten süddeutschen Adelsgeschlecht derer von „Sulz“ und war Graf zu Vaduz, Schellenberg und Blumeneck, Landgraf im Klettgau und Erbhofrichter in der Reichsstadt Rottweil.
Amorbach49.643684,9.2225034Im Odenwald gelegene, etwa 60 Kilometer nordöstlich von Heidelberg gelegene Stadt.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
diplomatischBezogen auf die: Diplomatik (Urkundenlehre) im wissenschaftlichen Sinne.
ContextKontext, Zusammenhang, innerhalb der Sprachwissenschaft auch: umgebender Text einer sprachlichen Einheit, (relativ selbständiges) Text- oder Redestück oder Sinnzusammenhang oder inhaltlicher Gedankenzusammenhang, in welchem eine Äußérung steht, sowie Sach- und Situationszusammenhang, aus welchem heraus diese Äußerung zu verstehen ist.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
GrafAus dem Althochdeutschen stammender Begriff (“g(e)rafio“) wohl für ‚Befehlshaber einer Schar’ stehend, in weiterer Entwicklung seit dem Frankenreich ‚Sachverwalter’ des Königs in einem bestimmten Bezirk, der sogenannten Grafschaft, ausgestattet mit umfassender militärischer Gewalt, Heerbann mit zivilen Aufgaben wie Erhebung von Steuern, Gerichtsbarkeit etc. Im Heiligen Römischen Reich waren die Grafen mit Landschaften dem Hochadel zuzuordnen und besaßen seit dem frühen 16. Jahrhundert eigene Reichsstandschaft; die übrigen Grafen bildeten die oberste Stufe des niederen Adels; seit dem späteren Mittelalter nur noch ein verliehener Titel für königliche Amtsträger; Adelstitel zwischen Fürst und Freiherr stehend.
SulzDie Grafen von Sulz waren ein seit ca. dem 10. Jahrhundert belegtes süddeutsches Geschlecht des Hochadels, welches bis zu seinem Erlöschen das Hofgericht Rottweil und die Landgrafschaft Klettgau innehatte.
FehdeAus dem Mittelhochdeutschen von „vêde“ für: „Feindschaft“; bereits bei den Germanen und im europäischen Mittelalter rechtlich anerkannter und nach bestimmten formalen Regeln abgehaltener Privatkrieg zwischen Freien und ihren Sippen, insbesondere Adelssippen, welche zu späterer Zeit auch als Vorwand für raubritterliche Züge verwendet wurde; seit 1495 galt im Heiligen Römischen Reich ein absolutes Fehdeverbot.
IsenburgDeutsches Hochadelsgeschlecht derer zu Isenburg, auch: Ysenburg, dessen Wurzeln bis in das 11. Jahrhundert zurückreichen.
Zoll, ZölleAus dem Mittelhochdeutschen stammender Begriff, der auf das antike Griechisch zurückgeht für: Abgabe, die für bestimmte Waren beim Transport über Landesgrenzen hinweg zu zahlen ist, auch als Maut Abgabe für die Benutzung bestimmter Straßen und Brücken, sowie Bezeichnung für die Behörde, die diese Abgabe erhebt.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis