Ihr geehrtes Schreiben vom 29. März2 wurde nach Berlin nachgeschickt, wo ich, wie alljährlich, den Sitzungen der Reichscommission für die Monumenta Germaniae3 beiwohnte. Deshalb die Verzögerung meiner Antwort.
Nur wenige Erlanger Doctoren gibt es, auf deren Promotion unsere philosophische Facultät mit so viel Genugthuung zurückblicken darf wie auf die Ihrige. Diese ist darum auch keineswegs, und am wenigsten von mir, der ich Ihnen seit lange durch gemeinsame Studien verbunden bin, übersehen worden. Gern hätten wir Ihnen mit der üblichen Erneuerung des Diploms eine angenehme Überraschung bereitet: allein wie wäre das bei einem so viel in die Vergangenheit, und zumal in das4 selbsterlebte, zurückschauenden Manne möglich! Immerhin würde Ihre Erinnerung, wenn sie nöthig gewesen wäre, uns vor einer unverzeihlichen Nachlässigkeit bewahrt haben.
Mit Ihnen bedaure ich tief das Hinscheiden des trefflichen Witte, des besten Danteübersetzers und seltenen Dantekenners. Leider war ihm nicht mehr beschieden, den Commentar des Ser Graziolo, von dem er sich die Abschrift aus Sevilla mit vieler Mühe verschafft hatte, selbst zu publiciren. Auch mir hat er geschrieben, daß freilich die historische und sonstige Ausbeute nicht besonders lohnend sei. Ich hoffe sehr, daß die Publication, die doch schon weit von ihm vorbereitet gewesen sein muß, nicht lange auf sich warten lassen wird.