Hochgeehrter Herr Kollege!
Vielleicht erinnern Sie sich noch des Frühlings, den wir mit unserem gemeinsamen Freunde … in Greifswald zusammen …. Der Grund meines gegenwärtigen Schreibens ist, Sie um eine gütige Auskunft über die Korrespondenz Ihres Herrn Vaters zu bitten. Seit mehreren Jahren in meinen Mußestunden beschäftigt, die Materialien zu einer Biographie Hoelderlin’s zu sammeln, habe ich natürlich seinem Verhältnis zu ihrem Herrn Vater besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Korrespondenz beider ist, wie ich annehme, so weit sie vorhanden, durch Schwab
… veröffentlicht. Dagegen ist die Korrespondenz Ihres Herrn Vaters mit Schelling, wie ich von Waitz, an den ich mich hiemit gewandt, nur theilweise bisher publiciert. In den veröffentlichten Briefen beider ist mehrfach von Hoelderlin die Rede. Sie würden mir einen großen Dienst erweisen, wenn Sie die Güte hätten, mir folgende Fragen zu beantworten.
- 1. Existieren noch ungedruckte Briefe aus der Zeit, in welcher Ihr Herr Vater nach Frankfurt kam bis zu seiner Uebersiedlung nach Jena? Oder ist der diesen unmittelbar vorhergehende Brief Ihres Herrn Vaters an Schelling aus Frankfurt vom 2. November 1800 (l. Rosenkranz Hegel’s Leben S. 142 ff.) oder einige aus dieser Zeit erhalten? (Anmerkung: d. h. an Schelling, da wohl in der Korrespondenz mit diesem allein eine Auskunft über seine Beziehungen zu Hoelderlin während ihres Zusammenlebens in Frankfurt zu finden ist.)
- 2. Existieren noch unabgedruckte Briefe aus den Jahren 1803–1804 nach Schelling’s Weggang von Jena? Rosenkranz sagt in seiner Biographie, die Briefe Ihres Herrn Vaters seien bis auf einen, den er abdrucken läßt (vom 16. November 1803) nicht mehr vorhanden. In den … „Aus Schellings Leben. In Briefen herausgegeben von Plitt“ sind aber mehr Briefe Ihres Herrn Vaters aus dieser Zeit an Schelling dem Datum nach erwähnt. Es liegt mir besonders daran zu wissen, ob eine Antwort Ihres Herrn Vaters auf Schelling’s Brief vom 11 Juli 1803 aus Cannstadt („Aus Schelling’s Leben“. S. 465 ff.) muthmaßlich vom 18. August 1803 noch vorhanden ist. Schelling hatte das traurige Niedergehen mit Hoelderlin geschildert und gefragt, ob ihr Herr Vater geneigt sei sich seiner anzunehmen, wenn Hoelderlin nach Jena käme, wozu er Lust habe.
Ich wiederhole also meine Bitte, mir diese Fragen gütigst zu beantworten, sowie überhaupt, wenn Ihnen etwa über das Verhältnis Ihres Herrn Vaters zu seinem schwäbischen Landsmann bekannt ist, das bisher noch keine Erwähnung gefunden hat, geneigtest darüber Mittheilung zu machen.
Litzmann, BertholdBerthold Litzmann11706647818571926Litzmann, Berthold (1857–1926), in Kiel geborener Germanist, Literar- und Theaterhistoriker, der von 1875 bis 1879 an den Universitäten Bonn, Kiel, Leipzig und Berlin Rechtswissenschaft und Germanistik studierte, im Jahre 1879 in Tübingen promoviert wurde und sich in Kiel habilitierte, wo er 1883/84 Privatdozent war. Von 1886 bis 1892 war er außerordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Jena, anschließend bis 1897 an der Universität Bonn, wo er dann auch zum Ordinarius aufstieg.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Kiel54.3227085,10.135555Im 13. Jahrhundert gegründete Hansestadt an der Ostsee, etwa 90 Kilometer nördlich von Hamburg gelegen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts dänisch war und 1815 mit dem Herzogtum Holstein zum Deutschen Bund kam. Durch die Eisenbahnlinie zwischen Kiel und Altona wurde 1844 der Ostseehafen über die Elbe mit der Nordsee verbunden.
Privatbesitz
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Privatbesitz
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Friedrich Hölderlin’s sämmtliche Werke
, hrsg. von Christioph Theodor Schwab, 2 Bde., Stuttgart, Tübingen 1846, hier Bd. 2: Nachlaß und Biographie, S. 3-160.
Friedrich Hölderlin’s sämmtliche Werke
, S: 3-160
1846
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Hölderlin, Friedrich11855198117701843Hölderlin, Friedrich (1770–1843), im württembergischen Lauffen am Neckar geborener Dichter, der im Tübinger Stift Freundschaft mit den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) schloss. Er verfiel im Laufe seines Lebens nach mehreren persönlichen Schicksalsschlägen immer mehr in den Wahnsinn und verbrachte nach einer längeren, damals als fortschrittlich angesehenen Zwangstherapie, die nicht zur Heilung führte, seit 1807 seine zweite Lebenshälfte bis zu seinem Tod 1843 in einem Turmzimmer in Tübingen, dem sogenannten „Hölderlin-Turm“, wo er in der Hausgemeinschaft seiner Pflegefamilie lebte, weiter dichtete und als „Tübinger Attraktion“ auch Besucher wie z. B. den Dichter Eduard Mörike (1804–1875) empfing.
Schwab, Christoph Theodor11732576718211883Schwab, Christoph Theodor (1821–1883), in Stuttgart geborener Literaturhistoriker, Gymnasiallehrer und Publizist. Er war ein Sohn des Pfarrers, Gymnasiallehrers und Schriftstellers Gustav Benjamin Schwab (1792–1850), der die „Sagen des klassischen Altertums“ gesammelt hat.
Schelling, Friedrich Wilhelm JosephFriedrich Wilhelm Joseph Schelling11860705717751854 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (1775–1854), im württembergischen Leonberg geborener Philosoph, außerordentlicher Professor an der Universität Jena von 1798 bis 1803, ordentlicher Professor an den Universitäten Würzburg von 1803 bis 1806, München von 1827 bis 1841 und Berlin von 1841 bis 1846 als zweiter Nachfolger Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831). Er war Vater Paul Heinrich Joseph Schellings (1813–1889) und Clara Schellings (1818–1857), verh. Waitz.
Waitz, GeorgGeorg Waitz
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11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
GreifswaldUniversitäts- und Hansestadt an der Ostsee gelegen im westlichen Pommern. Infolge des Wiener Kongresses war die Stadt Greifswald, die 1250 das Stadtrecht erhalten hatte und seit 1456 über eine Universität verfügte, 1815 an Preußen gefallen.
Frankfurt (Main)50.1106444,8.6820917Ehemalige Reichsstadt am Main, oftmaliger Wahl- und Krönungsort der Könige des Heiligen Römischen Reiches sowie Freie Stadt innerhalb des Deutschen Bundes, dessen Bundestag sich dort versammelte. Die Frankfurter Paulskirche war von Mai 1848 bis Mai 1849 der Tagungsort der Frankfurter Nationalversammlung, die die Frankfurter Reichsverfassung vom 28. März 1849 erarbeitete. Seit dem Mittelalter war es eine bedeutende Messestadt und ein Finanzplatz mit Wertpapierbörse für den Handel mit Staatsanleihen und Aktien.
Jena50.9281717,11.5879359Residenz- und Universitätsstadt an der Saale, etwa 80 Kilometer südwestlich von Halle gelegen.
Cannstadt (Cannstatt)48.8048828,9.2146797Etwa 5 Kilometer nordöstlich von Stuttgart am Neckar gelegen, entwickelte sich der Ort seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und ab 1806 im Königreich Württemberg zu einem bedeutenden Kur- und Erholungsort.