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Karl Hegel an Sigmund Hegel, Erlangen, 22. Juli 1883

Lieber Sigmund!

Ich habe vor 6 Tagen Deine Karte aus Garmisch, – gar nicht zu meiner Freude, – und heute Deinen Brief erhalten1, in welchem Du wieder Geld forderst, trotzdem ich Dir erklärt habe, daß Du für diesen Monat nichts mehr erhalten solltest und Du Dich danach einrichten möchtest. Doch Du scheinst Dir nichts versagen zu können und hältst es für gerechtfertigt, jeglichen Genuß, den die Hauptstadt darbietet, und jedes andre Vergnügen, zu welchem Dich Andre auffordern, anzunehmen oder nicht vorbei zu lassen. Ich will Dir nicht wiederholen, was ich Dir schon so oft vorgehalten habe. Es macht doch keinen Eindruck auf Dich! Ich bereue aber, Dich in diesem Sommer wieder nach München geschickt zu haben.

Ich schicke Dir jetzt die verlangten 120 Mark, erkläre Dir aber, daß dies das letzte Geld ist, das Du von mir in München erhältst. Bezahle damit, was Du schuldig bist, und lege das Reisegeld für München – Erlangen davon zurück und reise augenblicklich von München ab, wenn Du kein Geld mehr hast, gleichviel ob übermorgen oder eine Woche später. Am 2. August reise ich selbst von hier ab nach Hof, wo ich als Prüfungs-Commissär fungiere.2 Ich erwarte Dich vorher hier zu sehen, da Dein Geld vermuthlich auch nicht weiter reichen wird. Du sollst Sophiechen beschützen, während Marie mich nach Thüringen begleiten wird.3

Dein treuer Vater.

NB.4 Seit 20. April, vom Tage Deiner Abreise an, hast Du nun 880 Mark erhalten und in 3 Monaten und so viel Tagen, als es noch reicht, verbraucht. Darauf war ich nicht gefaßt.