Betreff:
die Errichtung einer ausser-
ordentlichen Professur für
alte Geschichte
Durch das Ableben des ausserordentlichen Professors Dr. Xaver Schmid ist die von ihm versehene Lehrstelle der Philosophie erledigt. Ihre Besetzung wurde zur Zeit durch besondere Umstände veranlaßt. Gegenwärtig ist das Fach der Philosophie an unserer Universität durch zwei ordentliche Professoren vertreten und ein dritter lebt in Pension, so daß die Geldmittel des Universitäts Etats für dasselbe besonders stark in Anspruch genommen sind. Wenn wir daher es weder für ein Bedürfniß, noch unseren Verhältnissen angemessen erachten können, die erledigte ausserordentliche Professur aufs neue der Philosophie zuzuwenden, so ist uns doch der dadurch frei gewordene Gehalt sehr willkommen, um die Umwandlung dieser Professur in eine solche für die alte Geschichte zu beantragen.
Das dringende Bedürfniß, das große von einem einzigen Universitätslehrer nicht zu bewältigende Gebiet der Allgemeinen Geschichte von zwei Professoren an der hiesigen Universität vertreten zu sehen und einen besonderen Professor für die Alte Geschichte anzustellen, ist bereits in unserem Bericht vom 24. Juli vorigen Jahres1 und aufs neue im beiliegenden vom heutigen Datum2 geltend gemacht worden. Indem wie uns hierauf beziehen, verbinden wir mit dem Antrage auf Errichtung einer ausserordentlichen Professur für Alte Geschichte zugleich den uns nahe liegenden Vorschlag, sie zu besetzen. Denn wenn überhaupt unter den jüngeren Historikern, welche an Universitäten lehren, diejenigen selten sind, die sich mit Alter Geschichte abgeben, so besitzt unsere Universität gerade in dem Privatdocenten Dr. Robert Pöhlmann einen solchen, der sie bereits seit mehreren Jahren mit gutem Erfolge vorgetragen und auf ihrem Gebiet sich auch litterarisch bethätigt hat.
Derselbe hat sich im Frühjahr 1879 an unserer Universität habilitirt und seitdem größere Privatvorlesungen über römische und griechische Geschichte, sowie über allgemeine Verfassungsgeschichte der romanisch-germanischen Welt, daneben einige kleinere über Quellenkunde der griechischen Geschichte und die Reformen des preußischen Staats 1807–13 gehalten, auch wiederholt historische Übungen auf dem Gebiete der alten Geschichte geleitet.
Zu seinen früheren anerkannt gediegenen Schriften3, über den Römerzug Kaiser Heinrichs VII, 1875, und über die Wirthschaftspolitik der Florentiner Renaissance, 1878 (mit dem Preis der Jablonowskischen Gesellschaft gekrönt), sind seitdem die folgenden hinzugekommen: „Hellenische Anschauungen über den Zusammenhang zwischen Natur und Geschichte“, 1879 (Habitilationsschrift) und „Die Anfänge Roms“ 1881; nebst Besprechungen und Aufsätzen in der Historischen Zeitschrift von Sybels, im philologischen Anzeiger, in der Encyklopädie von Herzog und Plitt (der Artikel Nero) und an anderen Orten. Im Druck befindet sich „Die Übervölkerung der antiken Großstädte im Zusammenhange mit der Gesammtentwicklung städtischer Civilisation dargestellt“, eine ebenfalls von der Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig gekrönten Preisschrift.
Wir beantragen die Ernennung des Privatdocenten Dr. Robert Pöhlmann zum ausserordentlichen Professor der hiesigen Universität, hauptsächlich als Vertreter der Alten Geschichte, ohne darum auszuschließen, daß er daneben, wie bisher, auch noch über andere Theile der Allgemeinen Geschichte lesen könne, und bitten den königlichen akademischen Senat diesen unseren Antrag bei der höchsten Stelle aufs wärmste zu befürworten.