Ehe ich mir die Mühe mache, das Chronicon Moguntinum für die neue verbesserte Ausgabe zu latinisiren, möchte ich von Ihnen wissen, ob ich mit Bestimmtheit darauf rechnen könne, diese unter den Scriptores in usum scholarum erscheinen zu sehen. Einigen Scrupel macht mir, daß doch auf dem Titel der Zusatz ex monumentae Germaniae historica entweder ganz wegfallen oder durch einen anderen ersetzt werden müßte. Das Ganze mit Einleitung und Register wird im Druck der kleinen Ausgabe ungefähr 7 Bogen ausmachen. Der Druck könnte gleich nach Weihnachten beginnen. Ich werde alles Formelle in Bezug auf die Abwechselung der Schriften, Zahlen, großen und kleinen Anfangbuchstaben ganz nach dem Maß der Monumenta Germaniae historica einrichten. Wie halten Sie es aber mit der Orthographie, wenn nur eine Handschrift vorliegt | und diese eine regellos wechselnde Schreibung hat? Weden Sie es billigen, wenn ich diese durchweg beibehalte, um mich nicht wieder den Correcturen von Wyß auszusetzen? oder würden Sie lieber die häufiger vorkommenden Formen, wie cia neben tia durchführen – wo ich es oft unterlassen habe, die jedesmal gebrauchte in Varianten anzugeben. Soll man sich darüber noch etwa im Vorwort erklären? Ich bin durch Wyß’ Buchstabenklitterei einigermaßen ängstlich geworden.1
Den neuen Band, Lübeck2, werden Sie durch Hirzel zugesendet erhalten haben. Es ist eine sehr sorgfältige Arbeit, und eine recht mühsame, für die sich Koppmann in folgendem Bande mit 20 Mark, wie bestimmt wurde, nicht genügend honorirt hält. Wir werden das Honorar in der nächsten Jahressitzung für ihn erhöhen müssen. Ich wußte nicht, daß ihm Mantels Vorarbeit so wenig dient.
Hoffentlich geht es Ihnen und den Ihrigen wohl?
Mit herzlichem Gruß der Ihrige Carl Hegel.
1Dies bezieht sich auf die Erstausgabe des „Chronicon Moguntinum“ durch Karl Hegel (1813-1901); zur Rezeption in der Wissenschaftswelt insbesondere durch den Historiker und Archivar Arthur Wyss (1852-1900), der Reaktion Karl Hegels sowie der weiteren Entwicklung dieses Sachverhalts vgl. einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 286 ff.2Edition im Rahmen der von Karl Hegel geleiteten umfangreichen Editionsreihe der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, hier der erste Band mit Lübecker Chroniken, bearbeitet von Karl Koppmann (1839-1905), zugleich Band 19 der Gesamtreihe, der 1884 in Leipzig erschien, vgl. Die Chroniken der deutschen Städte, Bd. 19, Lübeck, Bd. 1.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Archiv der Monumenta Germaniae Historica (MGH), München: 30; 192; 338, Schachtel 39, 1875-1902
.
MGH Archiv München1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 19, Die Chroniken der niedersächsischen Städte. Lübeck, bearb. von Karl
Koppmann
, Bd. 1, Leipzig 1884. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59566/edition/54940 )
Die Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 19, Lübeck, Bd. 1
1884
Wyß, ArthurArthur Wyß11734933X18521900 Wyß, Arthur (1852–1900), geboren in Bad Homburg v. d. Höhe, gestorben in Frankfurt am Main, Archivar und Historiker.
Hirzel, Salomon11909851218041877Hirzel, Salomon (1804–1877), in Zürich geborener Verleger aus Schweizer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie, der zusammen mit seinem Schwager Karl August Reimer (1801–1858) im Jahre 1830 die seit 1680 bestehende Weidmann‘sche Buchhandlung in Leipzig übernahm. 1853 gründete er in Leipzig den S. Hirzel Verlag, in dem die von Karl Hegel (1813–1901) im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften edierten „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ erschienen.
Koppmann, KarlKarl Koppmann11633908X18391905Koppmann, Karl (1839–1905), war Historiker und Archivar, der auch an dem großen Editionsunternehmen Karl Hegels (1813–1901) der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München mitarbeitete.
Mantels, Wilhelm11673542218161879Mantels, Wilhelm (1816–1879), in Hamburg geborener Pädagoge, Historiker und Bibliothekar, der von 1836 bis 1843 an den Universitäten Berlin, Leipzig und München Theologie und Philologie, ferner Altertumswissenschaften und Geschichte studierte und von 1853 bis 1874 hauptberuflich Gymnasiallehrer für Latein, Deutsch und Geschichte am Katharineum in Lübeck war.
Lübeck53.866444,10.684738Alte ehemalige Hanse- und Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches an der Mündung der Trave in die Ostsee etwa 70 Kilometer nordöstlich von Hamburg gelegen, 1815 als Freie und Hansestadt völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes, 1847 Veranstaltungsort des zweiten Germanistentages, 1866 Mitglied des Norddeutschen Bundes, 1871 Gliedstaat des Deutschen Reiches.
Chronicon MoguntinumLateinische Edition Karl Hegels (1813-1901) einer Stadtchronik von Mainz, die in ihrer Erstausgabe im Rahmen des von ihm geleiteten, großangelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München Kritik fand; in entsprechender Überarbeitung gab Karl Hegel sie noch ein weiteres Mal für die MGH im Rahmen der „Scriptores“-Reihe unter dem Titel: „Chronicon Moguntinum, editit Carolus Hegel“, Hannover 1885, heraus.
latinisirenVon „Latinisierung“ für: „in das Lateinische übertragen“.
ScriptoresEditionsreihe innerhalb der „Monumenta Germaniae Historica“ unter dem vollen Titel: „Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi“, bzw. früher: „Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex monumentis Germaniae historicis recudi fecit“ (bei Editionen aus den MGH selbst).
ScrupelSkrupel, Bedenken, Zweifel.
Monumenta Germaniae Historica (MGH)Die im Jahre 1819 auf Anregung Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Steins (1757-1831) gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde hat die Aufgabe, Geschichtsquellen des Mittelalters durch Editionen der Forschung zu erschließen und mit wissenschaftlichen Abhandlungen zu begleiten. Dem Präsidenten zur Seite gestellt ist eine Zentraldirektion.
RegisterIn Kanzleien geführtes Verzeichnis der aus- und/oder auch eingehenden Schreiben, Urkunden etc.; bei Drucklegung von Manuskripten, in Büchern etc. auch im Sinne von Index als alphabetisches Verzeichnis von Personen, Sachen, Orten, Quellen- und Literatur etc.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
OrthographieOrthografie, Rechtsschreibung; auch Lehre von der Rechtschreibung.
Correctur, CorrecturenKorrektur bzw. Korrekturen im Rahmen einer historisch-kritischen Edition bzw. Korrekturen im Rahmen einer Drucklegung; auch: Korrekturen von Abiturprüfungen.
BuchstabenklittereiVon dem seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren Verb „klittern“ für ursprünglich: schmieren, klecksen, im übertragenen Sinne für: willkürlich darstellen, schnell und unordentlich niederschreiben,Tatsachen unschöpferisch zusammentragen, bzw. von dem frühneuhochdeutschen Substantiv „Klitter“ für: Fleck, Klecks, stammend; hier Substantivierung von „klittern“ in Form einer Wortzusammensetzung bzw. eines Neologismus gebraucht in der Bedeutung von: willkürlicher Buchstabenzusammentragung.
Hirzel-Verlag, Hirzelsche VerlagsbuchhandlungIm Jahre 1853 von Samuel Hirzel (1804-1877) in Leipzig gegründeter Verlag, der 1877 von seinem Sohn Heinrich Hirzel (1836-1894) und 1894 von seinem Enkel Georg Hirzel (1867-1924) übernommen wurde.
MarkIm Jahre 1871 eingeführte Währung des Deutschen Reiches, die in 5, 10 und 20 Stücken geprägt wurde. Da sie eine zu einem Drittel goldgedeckte Währung war, wurde sie auch als Goldmark bezeichnet.
honorirenentlohnen
Honorar, HonorarienVergütung; „Honorarien“ als veralteter Plural von „Honorar“, hier gebraucht im Sinne von Vergütung einer nebenberuflichen Tätigkeit oder einer freien Mitarbeit.