Ich hoffe und wünsche, daß Sie mit den Ihrigen das neue Jahr bei guter Gesundheit angetreten haben. Von Ihrer ungeschwächten Rüstigkeit und Arbeitskraft hat der mir vor einigen Tagen zugekommene und dankbar empfangene S. XXVII1 der Monumenta Germaniae Historica aufs neue Zeugniß abgelegt.
Ich sende Ihnen hierneben die neue Bearbeitung des Chronicon Moguntinum2, bei der ich, durch Wyß veranlaßt, mit einer vielleicht zu peinlichen Genauigkeit in der Wiedergabe des Textes verfahren bin; ich habe ihm übrigens so viel Ehre angethan, daß er wohl damit zufrieden sein kann.
Den Titel habe ich so gesetzt, wie Sie mir angegeben, und in der Einrichtung des Drucks mich dem Verfahren der Monumenta Germaniae Historicaconformirt, was | zahlreiche Veränderungen von Buchstaben und Zahlen zur Folge hatte.
Ich lege Werth auf die Randbemerkungen zur Praefatio, die zur Orientierung des Lesers dienen.
Mit Dank nehme ich Ihr Anerbieten an, die erste Correctur von einem Ihrer Mitarbeiter besorgen zu lassen. Mir sind leider in der ersten Ausgabe so manche Druckfehler entgangen.
Ihre Mahnung in der letztvergangenen Sitzung der Historischen Commission3, daß ich mehr, als geschehen, für den Fortgang der Städte-Chroniken sorgen sollte, habe ich mir sehr zu Herzen genommen und wünschte ich jetzt nur mehr Geld als 1000 Mark verlangt zu haben. Ich habe mit Lamprecht in Bonn für Dortmund und Soest4, mit Schulte in Donaueschingen für Augsburg5 angeknüpft. Zwar der letztere ist noch das ganze Jahr über mit dem Straßburger Urkunden-Buch beschäftigt, der | erstere aber hat die Sache mit großem Eifer ergriffen. Beide halte ich für ganz vorzüglich befähigt; ihre Arbeiten sind vortrefflich, und bedeutender noch die von Lamprecht: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittel-Alter, wovon ich vor einigen Tagen den 2. Band erhalten habe.
An meinen alten Freund Beseler, der morgen sein Doctor-Jubiläum feiert, bei dessen Promotion vor 50 Jahren in Heidelberg ich mit ihm am Orte durch Zusammenwohnen und Umgang6 verbunden war, habe ich in bewegter Erinnerung an jene schöne Zeit geschrieben.
Freundschaftlich der Ihrige Carl Hegel.
P. S. Auf eine Anzahl von Freiexemplaren des Chronicon Moguntinum darf ich wohl rechnen?
Waitz, GeorgGeorg Waitz
HiKo
11905914218131886Waitz, Georg (1813–1886), in Flensburg geborener Historiker, der nach einem breiten geisteswissenschaftlichen, juristischen und theologischen Studium an den Universitäten Kiel und Berlin 1836 promoviert wurde. Nach seiner Tätigkeit bei den Monumenta Germaniae Historica wurde er 1842 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität Kiel, wechselte 1848 als Ordinarius an die Universität Göttingen und wurde 1858 Gründungsmitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München. Als er 1875 Präsident der Monumenta Germaniae Historica in Berlin wurde, ging er gleichzeitig an die Universität Berlin. Er war in erster Ehe mit Clara Schelling (1818–1857), einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Schelling (1775–1854), verheiratet, in zweiter Ehe mit Helene Franziska Friederike Hartmann (1831–1915), einer Tochter des Generals Georg Julius Hartmann (1774–1856).
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Bundesarchiv Berlin: Nachlaß Waitz, N 2321
.
BA Berlin1000
Hegel
, Karl: Chronicon Moguntinum (= MGH. Scriptores Rerum Germanicum in usum scholarum), Hannover 1885.
Hegel
, Chronicon
1885
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 20, Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte. Dortmund, Neuß, hg. von Karl
Lamprecht
unter Mitarbeit von Johannes Franck, Joseph Hansen, Carl Nörrenberg und Adolf Ulrich, Bd. 1, Leipzig 1887. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59567/edition/54906 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 20, Dortmund, Neuß, Bd. 1
1887
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 24, Die Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte. Soest und Duisburg, bearb. von Theodor
Ilgen
, Bd. 3, Leipzig 1895. (https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59571/edition/54910 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 24, Soest und Duisburg, Bd. 3
1895
Wyß, ArthurArthur Wyß11734933X18521900 Wyß, Arthur (1852–1900), geboren in Bad Homburg v. d. Höhe, gestorben in Frankfurt am Main, Archivar und Historiker.
Lamprecht, KarlKarl Lamprecht11856901518561915Lamprecht, Karl (1856–1915), in Jessen an der Schwarzen Elster geborener Historiker, der von 1874 bis 1879 an den Universitäten Göttingen, Leipzig und München Geschichte, Nationalökonomie und Rechtswissenschaft studierte, im Jahre 1878 in Leipzig promoviert wurde und sich 1880 an der Universität Bonn habilitierte, wo er bis 1885 Privatdozent für Geschichte war. Anschließend war er bis 1890 dort außerordentlicher Professor, dann bis 1891 Ordinarius für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Marburg und dann bis zu seinem Tode an der Universität Leipzig, deren Rektor er im Studienjahr 1910/11 war.
Schulte, AloysAloys Schulte11912718018571941Schulte, Aloys (1857–1941), war Historiker und Archivar. Er wirkte als Professor an den Universitäten Breslau (1896–1903) und Bonn (1903–1928). Von 1901 bis 1903 leitete er überdies das Königlich Preußische Historische Institut in Rom.
BonnAuf eine römische Gründung zurückgehende alte kurfürstliche Residenzstadt am Rhein mit menschlichen Besiedlungsspuren, die ca. 14.000 Jahre zurückreichen, nach französischer Herrschaft ab 1815 eine Stadt des Königreiches Preußen, etwa 30 Kilometer nördöstllich von Köln gelegen.
Dortmund51.5142273,7.4652789Etwa 500 Kilometer südwestlich von Berlin gelegene ehemalige Freie Stadt des Heiligen Römischen Reiches, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer zentralen Industriestadt des „Ruhrgebietes“ mit Kohleförderung und Stahlwerken entwickelte. Durch die Köln-Mindener-Eisenbahn wurde Dortmund zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt.
Soest51.5725501,8.1061259 Auf halbem Wege zwischen Dortmund und Paderborn, in der fruchtbaren Soester Börde gelegene Stadt in Westfalen.
Donaueschingen47.9534194,8.4959257Am Ostrand des südlichen Schwarzwalds und der westlichen Schwäbischen Alb gelegene Stadt im heutigen Baden-Würtemberg.
Augsburg48.3668041,10.8986971Auf römische Zeit zurückgehende alte Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches und Bischofsstadt am Lech, etwa 65 Kilometer nordwestlich von München gelegen und seit 1806 zum Königreich Bayern gehörig.
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
ScriptoresEditionsreihe innerhalb der „Monumenta Germaniae Historica“ unter dem vollen Titel: „Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi“, bzw. früher: „Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex monumentis Germaniae historicis recudi fecit“ (bei Editionen aus den MGH selbst).
Monumenta Germaniae Historica (MGH)Die im Jahre 1819 auf Anregung Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Steins (1757-1831) gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde hat die Aufgabe, Geschichtsquellen des Mittelalters durch Editionen der Forschung zu erschließen und mit wissenschaftlichen Abhandlungen zu begleiten. Dem Präsidenten zur Seite gestellt ist eine Zentraldirektion.
Chronicon MoguntinumLateinische Edition Karl Hegels (1813-1901) einer Stadtchronik von Mainz, die in ihrer Erstausgabe im Rahmen des von ihm geleiteten, großangelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München Kritik fand; in entsprechender Überarbeitung gab Karl Hegel sie noch ein weiteres Mal für die MGH im Rahmen der „Scriptores“-Reihe unter dem Titel: „Chronicon Moguntinum, editit Carolus Hegel“, Hannover 1885, heraus.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Correctur, CorrecturenKorrektur bzw. Korrekturen im Rahmen einer historisch-kritischen Edition bzw. Korrekturen im Rahmen einer Drucklegung; auch: Korrekturen von Abiturprüfungen.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
PlenarversammlungJährlich stattfindende Vollversammlung der Mitglieder der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München; von Karl Hegel (1813-1901) auch gebrauchter Begriff für die jeweiligen Jahresversammlungen der Zentraldirektion der MGH in Berlin.
Städte-ChronikenIm Jahre 1858 begründetes und von Karl Hegel geleitetes Editionsunternehmen der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München: „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Stadt, StädteAllgemein in einer Landschaft, einer Herrschaft bzw. in einem Staat verkehrsgünstig, oft zentral gelegener Knotenpunkt von Handel und Gewerbe, Regierung, Verwaltung, Militär und Kult; oftmals Mittelpunkte eines Volkes und weltweit nachweisbar auch hinsichtlich früher Hochkulturen; innerhalb der europäischen Geschichte enge Verflechtung mit Markt und Handel, Ansiedlung von Kaufleuten, Handwerkern und Militär; frühes Streben auf europäischen Boden innerhalb der Städte nach Freiheit und Selbstverwaltung auch äußerlich in Form der freien Reichsstädte mit eigenem Stadtrecht („Stadtluft macht frei“) in Abgrenzung zum geltenden Landrecht, womit die Städte auch als Keimzelle des Bürgerstandes anzusehen sind. Mit seinen Arbeiten zur städtischen Verfassungsgeschichte und der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München beteiligte sich Karl Hegel (1813-1901) führend an der faktisch-wissenschaftlichen Beweisführung hinsichtlich dieser Annahme hin zur bewiesenen Tatsache, womit seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der stadtgeschichtlichen Forschung als gleichsam richtungsweisend wie fundamental anzusehen sind.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
MarkIm Jahre 1871 eingeführte Währung des Deutschen Reiches, die in 5, 10 und 20 Stücken geprägt wurde. Da sie eine zu einem Drittel goldgedeckte Währung war, wurde sie auch als Goldmark bezeichnet.
Deutsches WirtschaftslebenMehrbändige Publikation des Historikers Karl Lamprecht (1856-1915) unter dem vollen Titel: „Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter. Untersuchungen über die Entwicklung der materiellen Kultur des platten Landes auf Grund der Quellen zunächst des Mosellandes“, das in Leipzig in den Jahren 1885/86 erschien.
Mittelalter, Mittel-AlterZeit von ca. 600 bis 1500 innerhalb der europäischen Geschichte als historische Epoche gelegen zwischen der Antike und der Frühen Neuzeit.
Doctorjubiläum (Doktorjubiläum), Doctor-JubiläumEhrentag anlässlich der - zumeist fünfzigjährigen - Wiederkehr der Prüfung zur Erlangung der Doktorenwürde.
Promotion, auch: Doctorpromotion, Dr. PromotionVerleihung eines Doktorgrades durch eine Universität oder ihr gleichgestellten Hochschule.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis