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Karl Hegel an Georg Waitz, Erlangen, 5. Januar 1885

Lieber Freund!

Ich hoffe und wünsche, daß Sie mit den Ihrigen das neue Jahr bei guter Gesundheit angetreten haben. Von Ihrer ungeschwächten Rüstigkeit und Arbeitskraft hat der mir vor einigen Tagen zugekommene und dankbar empfangene S. XXVII1 der Monumenta Germaniae Historica aufs neue Zeugniß abgelegt.

Ich sende Ihnen hierneben die neue Bearbeitung des Chronicon Moguntinum2, bei der ich, durch Wyß veranlaßt, mit einer vielleicht zu peinlichen Genauigkeit in der Wiedergabe des Textes verfahren bin; ich habe ihm übrigens so viel Ehre angethan, daß er wohl damit zufrieden sein kann.

Den Titel habe ich so gesetzt, wie Sie mir angegeben, und in der Einrichtung des Drucks mich dem Verfahren der Monumenta Germaniae Historica conformirt, was zahlreiche Veränderungen von Buchstaben und Zahlen zur Folge hatte.

Ich lege Werth auf die Randbemerkungen zur Praefatio, die zur Orientierung des Lesers dienen.

Mit Dank nehme ich Ihr Anerbieten an, die erste Correctur von einem Ihrer Mitarbeiter besorgen zu lassen. Mir sind leider in der ersten Ausgabe so manche Druckfehler entgangen.

Ihre Mahnung in der letztvergangenen Sitzung der Historischen Commission3, daß ich mehr, als geschehen, für den Fortgang der Städte-Chroniken sorgen sollte, habe ich mir sehr zu Herzen genommen und wünschte ich jetzt nur mehr Geld als 1000 Mark verlangt zu haben. Ich habe mit Lamprecht in Bonn für Dortmund und Soest4, mit Schulte in Donaueschingen für Augsburg5 angeknüpft. Zwar der letztere ist noch das ganze Jahr über mit dem Straßburger Urkunden-Buch beschäftigt, der erstere aber hat die Sache mit großem Eifer ergriffen. Beide halte ich für ganz vorzüglich befähigt; ihre Arbeiten sind vortrefflich, und bedeutender noch die von Lamprecht: Deutsches Wirtschaftsleben im Mittel-Alter, wovon ich vor einigen Tagen den 2. Band erhalten habe.

An meinen alten Freund Beseler, der morgen sein Doctor-Jubiläum feiert, bei dessen Promotion vor 50 Jahren in Heidelberg ich mit ihm am Orte durch Zusammenwohnen und Umgang6 verbunden war, habe ich in bewegter Erinnerung an jene schöne Zeit geschrieben.

Freundschaftlich
der Ihrige
Carl Hegel.

P. S. Auf eine Anzahl von Freiexemplaren des Chronicon Moguntinum darf ich wohl rechnen?