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Karl Hegel an Ernst Dümmler, Erlangen, 3. Februar 1887

Verehrtester Herr College!

Der Historische Verein in Nürnberg hat die Herausgabe eines Nürnberger Urkundenbuchs ins Auge gefaßt und bei den städtischen Behörden um Bewilligung der nöthigen Geldmittel nachgesucht. Ich bin deshalb um ein Gutachten angegangen worden. Am bedenklichsten scheint mir, daß in Nürnberg kaum Jemand da ist – es müßte dann der Stadtarchivar Mummenhoff sein, den ich nicht näher kenne – der das Werk ausführen könnte. Indessen will ich mich über Plan und Kostenpunkt äußern, und wegen des letzteren möchte ich mich bei Ihnen erkundigen, wie es der Historischen Commission der Provinz Sachsen möglich geworden ist, ein Urkunden-Buch nach dem andern und andre Publicationen gleichsam aus dem Ärmel zu schütteln? Man hat wohl bei keinem derartigen Unternehmen einen Bearbeiter mit einer ständigen jährlichen Remuneration angestellt, was immer sehr theuer zu stehen kommt, sondern nur festgestellte Honorare für gelieferte Arbeit nach Druckbogenzahl gegeben? Denn die Herausgeber sind Archivare oder andre Gelehrte in einem Amt, die solche Arbeit nebenbei ausgeführt haben. Ich finde daß man in einzelnen Fällen mit sehr geringen Mitteln ausgereicht hat, zum Beispiel in Halberstadt für das Urkunden-Buch der Stadt. Der Herausgeber Dr. Schmidt gibt im Vorwort des 1. Bandes an, die Stadt habe auf 4 Jahren je 100 Thaler bewilligt, der Provinziallandtag ebenso viel in Aussicht gestellt, die historische Commission nachher noch 500 Mark gegeben, und der Harzverein den Druck übernommen. Können Sie mir nun Auskunft darüber geben, 1. wie es in der Regel mit der Honorirung der Herausgabe gehalten wird? und wie hoch sich das Honorar per Bogen beläuft? 2. wie viel der Druck eines Bandes dem Harzverein oder der historischen Commission durchschnittlich gekostet hat, oder welcher Zuschuß dem Verleger per Druckbogen bezahlt wird? 3. auf welche Weise die Kosten für die Unternehmungen der historischen Commission aufgebracht werden, und wie hoch sie sich im ganzen für einen Band im Durchschnitt belaufen?

Eine etwas reichere Ausstattung als die der Publicationen der Provinz Sachsen möchte ich wohl für das Urkunden-Buch von Nürnberg vorschlagen, aber nicht nach dem Muster der Urkunden-Bücher von Lübeck, Bremen, Straßburg und anderen, die unnöthig splendid ausgestattet sind. Der Druck der Kaiserurkunden in den Monumenta Germaniae Historica oder des hanseatischen Urkunden-Buchs scheint mir gut genug auch für Nürnberg und selbst besser lesbar, weil leichter übersehbar, als der in den eben genannten Urkunden-Büchern

Mit freundlichem Gruß
Ihr aufrichtig ergebener
Carl Hegel.