Der Historische Verein in Nürnberg hat die Herausgabe eines Nürnberger
Urkundenbuchs ins Auge gefaßt und bei den städtischen Behörden um Bewilligung der nöthigen Geldmittel nachgesucht. Ich bin deshalb um ein Gutachten angegangen worden. Am bedenklichsten scheint mir, daß in Nürnberg kaum Jemand da ist – es müßte dann der Stadtarchivar Mummenhoff sein, den ich nicht näher kenne – der das Werk ausführen könnte. Indessen will ich mich über Plan und Kostenpunkt äußern, und wegen des letzteren möchte ich mich bei Ihnen erkundigen, wie es der Historischen Commission der Provinz
Sachsen möglich geworden ist, ein Urkunden-Buch nach dem andern und andre Publicationen gleichsam aus dem Ärmel zu schütteln? | Man hat wohl bei keinem derartigen Unternehmen einen Bearbeiter mit einer ständigen jährlichen Remuneration angestellt, was immer sehr theuer zu stehen kommt, sondern nur festgestellte Honorare für gelieferte Arbeit nach Druckbogenzahl gegeben? Denn die Herausgeber sind Archivare oder andre Gelehrte in einem Amt, die solche Arbeit nebenbei ausgeführt haben. Ich finde daß man in einzelnen Fällen mit sehr geringen Mitteln ausgereicht hat, zum Beispiel in Halberstadt für das Urkunden-Buch der Stadt. Der Herausgeber Dr. Schmidt gibt im Vorwort des 1. Bandes an, die Stadt habe auf 4 Jahren je 100 Thaler bewilligt, der Provinziallandtag ebenso viel in Aussicht gestellt, die historische Commission nachher noch 500 Mark gegeben, und der Harzverein den Druck übernommen. Können Sie mir nun Auskunft darüber geben, 1. wie es in der Regel mit der Honorirung| der Herausgabe gehalten wird? und wie hoch sich das Honorar per Bogen beläuft? 2. wie viel der Druck eines Bandes dem Harzverein oder der historischen Commission durchschnittlich gekostet hat, oder welcher Zuschuß dem Verleger per Druckbogen bezahlt wird? 3. auf welche Weise die Kosten für die Unternehmungen der historischen Commission aufgebracht werden, und wie hoch sie sich im ganzen für einen Band im Durchschnitt belaufen?
Eine etwas reichere Ausstattung als die der Publicationen der Provinz Sachsen möchte ich wohl für das Urkunden-Buch von Nürnberg vorschlagen, aber nicht nach dem Muster der Urkunden-Bücher von Lübeck, Bremen, Straßburg und anderen, die unnöthig splendid ausgestattet sind. Der Druck der Kaiserurkunden in den Monumenta Germaniae Historica oder des hanseatischen Urkunden-Buchs scheint mir gut genug auch für Nürnberg und selbst besser lesbar, weil leichter übersehbar, als der in den eben genannten Urkunden-Büchern
Mit freundlichem Gruß Ihr aufrichtig ergebener Carl Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Dümmler, Ernst LudwigErnst Dümmler
HiKo
11623890918301902Dümmler, Ernst Ludwig (1830–1902), in Berlin geborener Historiker, der nach seinem Studium 1852 an der Universität Berlin promoviert wurde und sich 1858 habilitierte. Er wurde an der Universität Halle außerordentlicher Professor und erhielt 1866 den Lehrstuhl für Geschichte und Historische Hilfswissenschaften. Im Jahre 1876 wurde er Mitglied der Monumenta Germaniae Historica in Berlin und 1888 – nach einer kommissarischen Leitung durch Wilhelm Wattenbach (1819–1897) – in der Nachfolge von Georg Waitz (1813–1886) deren Präsident.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin
: PAW (1812-1945), II-III-121. 123; II-V-53, 64, 77, 153.
BBAW Berlin1000
Mummenhoff, Ernst11717285518481931Mummenhoff, Ernst (1848–1931), Historiker und Archivar, studierte Geschichte und geschichtliche Hilfswissenschaften in Münster und München, bevor er nach Absolvierung der Münchener Archivschule 1877 am Kreisarchiv in Nürnberg tätig wurde. 1883 wechselte er an das 1865 gegründete Archiv der Stadt Nürnberg und wurde überdies 1891 Leiter der Nürnberger Stadtbibliothek. 1878 war er Gründungsmitglied des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, 1891 dessen zweiter, von 1911 bis 1926 erster Vorsitzender, repräsentierte diesen Verein im Gesamtverein deutscher Geschichts- und Altertumsvereine und begründete die Zeitschrift der Nürnberger Historischen Vereins „Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg“, deren alleinige Redaktion er bis 1926 innehatte.
Schmidt, Karl Gustav10409511318291892Schmidt, Karl Gustav (1829–1892), Dr., Historiker sowie Gymnasiallehrer und -direktor, der u. a. 1878/79 das „Urkundenbuch der Sadt Halberstadt“ in zwei Bänden in Halle herausgab. Er war Mitglied des „Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde“ und der „Historischen Kommission der Provinz Sachsen“.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Sachsen (Provinz)Die preußische Provinz Sachsen wurde im Jahre 1815 gebildet und hatte Magdeburg an der Elbe als Provinzhauptstadt.
Halberstadt51.8953514,11.0520563Ab 1815 Stadt des Königreichs Preußen, im nördlichen Harzvorland etwa 17 Kilometer nördlich von Quedlinburg gelegen.
Lübeck53.866444,10.684738Alte ehemalige Hanse- und Reichsstadt des Heiligen Römischen Reiches an der Mündung der Trave in die Ostsee etwa 70 Kilometer nordöstlich von Hamburg gelegen, 1815 als Freie und Hansestadt völkerrechtlich souveränes Mitglied des Deutschen Bundes, 1847 Veranstaltungsort des zweiten Germanistentages, 1866 Mitglied des Norddeutschen Bundes, 1871 Gliedstaat des Deutschen Reiches.
Bremen53.0758196,8.8071646Alte Hansestadt, am Unterlauf der Weser nahe der Mündung in die Nordsee gelegen, die neben Frankfurt am Main, Hamburg und Lübeck die vierte Freie Stadt des Deutschen Bundes war.
Straßburg48.584614,7.7507127Ehemalige Reichs-, Universitäts- und Bischofsstadt am Westufer des Rheines und an der Ill zwischen Vogesen im Westen und Schwarzwald im Osten gelegen.
Nürnberger UrkundenbuchProjektiertes Unternehmen des 1878 gegründeten Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg auch von Karl Hegel (1813-1901) angeregt und zunächst in die Obhut des Nürnberger Historikers, Archivars und Bibliothekars Ernst Mummenhoff (1848-1931) sowie Gründungsmitglied des Nürnberger Geschichtsvereins gegeben.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
UrkundenbuchEditionswerk in gedruckter Buchform von Urkunden, die im Gegensatz zu einem Regestenwerk vornehmlich in Gänze darin transkribiert und historisch-kritisch kommentiert zur Verfügung gestellt werden, sowie aus einer bestimmten Epoche, zumeist aus Mittelalter und Früher Neuzeit stammen sowie in der Regel einen sie verbindenden inhaltlichen, sachlichen oder geographischen Zusammenhang aufweisen.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
Historische Commission der Provinz SachsenIm Jahr 1876 gegründete Institution zur Geschichts-Erforschung, der 1900 auch Anhalt beitrat; ihre Nachfolgeorganisation ist die 1990 gegründete „Historische Kommission für Sachsen-Anhalt“ mit ihrem Sitz in Magdeburg.
ProvinzAuf die römische Antike zurückgehender Begriff bezüglich der Verwaltung der eroberten, außeritalienischen Gebiete durch einen römischen Oberbeamten; im 19. Jahrhundert speziell vor allem in Preußen weitere Verbreitung im Zuge der 1815 neu geschaffenen zehn preußischen Provinzen, die einem Oberpräsidenten unterstellt waren, seit 1875 gemäß der preußischen Provinzialordnung mit einem siebenköpfigen Beirat, Provinzialrat.
Remuneration, RemunerationenZusätzliche Bezahlung, Gratifikation; hier auch im Sinne von Gegenleistung(en) und Vergütung(en) gebraucht im Sinne einer regelmäßigen Gehalts- bzw. Lohnzahlung.
DruckbogenzahlAnzahl und Gesamtsumme von Druckbogen eines Druckwerks, Buchs.
Urkundenbuch/Urkunden-Buch, HalberstadtZweibändiges Werk des Historikers, Schulmanns, Pädagogen und Sammlers Karl Gustav Schmidt (1829-1892), das unter dem Titel: „Urkundenbuch der Stadt Halberstadt“ in den Jahren 1878/79 in zwei Bänden in Halle erschien; ihm folgte das in den Jahren von 1883 bis 1889 in vier Teilbänden in Leipzig erschienene weitere mehrbändige Werk unter dem Titel „Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt und seiner Bischöfe“; ein neuer fünfter Band in dieser Reihe erschien 2004 in Köln.
Provinzial-Landtag(e)Landtag(e) in den preußischen Provinzen.
MarkIm Jahre 1871 eingeführte Währung des Deutschen Reiches, die in 5, 10 und 20 Stücken geprägt wurde. Da sie eine zu einem Drittel goldgedeckte Währung war, wurde sie auch als Goldmark bezeichnet.
HarzvereinHarz-Verein für Geschichte und Altertumgskunde als ein noch heute bestehender, länderübergreifender Geschichtsverein für den Harz als deutsches Mittelgebirge; er wurde 1868 in Wernigerode im Harz (damals Provinz Sachsen) gegründet.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
Honorirung (Honorierung)Entlohnung.
Honorar, HonorarienVergütung; „Honorarien“ als veralteter Plural von „Honorar“, hier gebraucht im Sinne von Vergütung einer nebenberuflichen Tätigkeit oder einer freien Mitarbeit.
Bogen (Papierbogen)Papierbogen mit einem vorgegebenen Maß (z. B. für die Drucklegung von Büchern).
Urkundenbuch/Urkunden-Buch, LübeckElfbändiges Werk und Register von 1843 bis 1932, erschienen in Lübeck zwischen den Jahren 1843 bis 1935 als „Codex diplomaticus Lubecensis“, „Lübecker Urkundenbuch“ als Quellenedition zur vornehmlich mittelalterlichen Geschichte der Hansestadt Lübeck.
Urkundenbuch der Stadt Sraßburg, auch: Urkundenbuch/Urkunden-Buch, StraßburgDas „Urkundenbuch der Stadt Straßburg“ erschien in den Jahren von 1879 bis 1900 siebenbändig in Straßburg und enthält Urkunden, Stadtrechte, Amtslisten und andere Dokumente der Straßburger Stadtgeschichte bis zum Jahr 1400; den dritten Band, sowie die Teilbände 4.1 und 4.2 erarbeitete der Historiker und Archivar Aloys Schulte (1857-1941), der auch mit Karl Hegel (1813-1901) in Kontakt gestanden war und von diesem als potentieller Mitarbeiter für sein Stadtchroniken-Projekt in Betracht gezogen worden war.
Urkundenbuch/Urkunden-Buch, BremenDas „Bremische Urkundenbuch“ beinhaltet eine Sammlung von Urkunden bis ins Jahr 1447; der erste Band erschien 1873 in Bremen unter Vorarbeiten des Historikers Didrich Ehmck (1836-1908), seine Fertigstellung erfolgte durch den Historiker Wilhelm Bippen (1844-1923), dem späteren Bremer Stadtarchivar, unter dessen Federführung bis 1902 noch weitere vier Bände folgten; ein 6. Band erschien unter Bearbeitung des pensionierten Direktors des Bremer Staatsarchivs Hermann Entholt (1870-1957), ein letzter 7. Band folgte 1993, zur Realisierung eines ursprünglich geplanten weiteren 8. Bandes kam durch die fortschreitende digitale Erfassung von Urkunden nicht mehr.
Kaiserurkunden1. Dies bezieht sich auf die Edition von „Kaiserurkunden in Abbildungen“, die von Heinrich von Sybel (1817-1895) und Theodor Sickel (1826-1908) herausgegeben wurden. Sie sind Teil eines zwischen 1880 und 1891 erschienenes Tafelwerks in insgesamt elf Lieferungen für den akademischen Unterricht in Diplomatik und ein Hilfsmittel für kanzleigeschichtliche Untersuchungen aus einer Zeit, in der es noch keine modernen Formen der Reproduktion von Archivalien gegeben hatte. Zu diesen Faksimilebänden existiert auch eine gedruckte und kommentierte Textversion aus dem Jahr 1891 als Begleitband. Zwischenzeitlich liegt für dieses Werk ein digitales Online-Angebot von Seiten des „Münchener DigitalisierungsZentrums. Digitalie Bibliothek“ vor. Vgl. dazu: https://geschichte.digitalesammlungen . de/kaiserurkunden/online/angebot. 2. Kaiserurkunden als Archivalien bzw. Quellenbestände in Archiven und anderen Institutionen.
Monumenta Germaniae Historica (MGH)Die im Jahre 1819 auf Anregung Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Steins (1757-1831) gegründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde hat die Aufgabe, Geschichtsquellen des Mittelalters durch Editionen der Forschung zu erschließen und mit wissenschaftlichen Abhandlungen zu begleiten. Dem Präsidenten zur Seite gestellt ist eine Zentraldirektion.