Die auf Ihrer Karte vom 4. des Monats gewünschte Dissertation werden Sie bereits erhalten haben.1
Hinsichtlich unserer Publikationen, die wir doch wohl nicht gerade aus dem Aermel schütteln, sondern im Ganzen, wie ich denke, mit Sorgfalt vorbereiten, ist zu bemerken, daß die Vertretung der Provinz Sachsen für Herausgabe der Quellen jährlich 5000 Mark bewilligt hat, von denen aber in den letzten Jahren ein Teil auf vorbereitende Arbeiten für einen historischen Atlas der Provinz verwendet worden sind. Den Bearbeitern unserer Quellen wird in der Regel nur Honorar gewährt, ganz ausnahmsweise haben wir wohl auch noch für einzelne Vor- | arbeiten, z. B. eine etwas kostpieligere Reise, etwas bewilligt. Bisweilen sind dazu auch wohl Unterstützungen anderer Vereine der Körperschaften verwendet worden. Das Honorar beträgt 20 Mark für den Bogen, so war es ursprünglich festgesetzt, neuerdings haben wir eingeführt, daß bei Einleitungen und Registern 40 Mark für den Bogen gewährt werden. Ohne Druckunterstützung würde die Sache überhaupt nicht ausführbar sein, diese betrug ursprünglich 15 Mark für den Bogen und ist später ein für allemal auf 20 Mark erhöht worden. Die Druckerei, die dem Verleger gehört, kann, wenn es nötig ist, im Jahre 2 Bände fertig stellen. Wie hoch die gesamten Druckkosten sich belaufen, vermag ich nicht zu sagen, hierin walten ja auch große örtliche Verschiedenheiten ob, die ja zu dem gleichmäßigen Normaltarif hinzukommen. | Ich glaube hiemit Ihre Fragen erledigt zu haben. Am 1. April herum werden wir uns wohl in Berlin treffen, da durch Auflösung des Reichstags2 eine frühere schriftliche Abstimmung hinfällig geworden ist. Ich habe über die ganze Angelegenheit seit Monaten nichts gehört und weiß deshalb auch nicht, ob die Berliner Mitglieder an ihrem früheren Standpunkte festhalten. Wenn dies der Fall wäre, so müßte es allerdings sehr befremden, daß alle Stellen in der Akademie bereits besetzt sind und daß dennoch der künftige Director oder Vorsitzende, falls er von auswärts kommen sollte, vorläufig nicht Mitglied der Akademie werden könnte. Dies hatte ich immer als selbstverständlich vorausgesetzt – ganz abgesehen von der Frage der Besoldung.
Kürzlich correspondierte ich mit Steinmeyer über | Ihren künftigen Philosophen. Ich glaubte unseren Vaihinger dafür mit gutem Gewissen empfehlen zu können. An dritter Stelle nur vorgeschlagen hat er doch so gut wie keine Aussicht auf einen Ruf.
Zu weiteren Auskünften nach Bedarf gern bereit verbleibe ich
Ihr freundschaftlich ergebener Ernst Dümmler
P. S. Wir haben für unsere provinziellen Publikationen auch noch eine sogenannte Redactionscommißion, deren Wirken nicht sehr eingreifend und unentgeltlich ist.
1Eine Karte Karl Hegels (1813-1901) vom 4. Februar 1887 an Ernst dümmler konnte nicht gefunden werden. 2Die Wahl zum siebten „Deutschen Reichstag“ fand am 21. Februar 1887 statt.
Dümmler, Ernst LudwigErnst Dümmler
HiKo
11623890918301902Dümmler, Ernst Ludwig (1830–1902), in Berlin geborener Historiker, der nach seinem Studium 1852 an der Universität Berlin promoviert wurde und sich 1858 habilitierte. Er wurde an der Universität Halle außerordentlicher Professor und erhielt 1866 den Lehrstuhl für Geschichte und Historische Hilfswissenschaften. Im Jahre 1876 wurde er Mitglied der Monumenta Germaniae Historica in Berlin und 1888 – nach einer kommissarischen Leitung durch Wilhelm Wattenbach (1819–1897) – in der Nachfolge von Georg Waitz (1813–1886) deren Präsident.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
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Halle51.4825041,11.9705452Universitätsstadt an der Saale, nordwestlich von Leipzig gelegen, 1680-1701 kurbrandenburgisch, dann Stadt des Königreiches Preußen.
Steinmeyer, Emil EliasElias Steinmeyer11861755918481922Steinmeyer, Emil Elias (1848–1922), in der Nähe Potsdams geborener, aus preußischem Pfarrhaus stammender Germanist und Altphilologe, der nach seinem Studium an der Berliner Universität von 1873 bis 1877 außerordentlicher Professor für germanistische Mediävistik an der Universität Straßburg war, anschließend bis 1913 Ordinarius für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Erlangen.
Vaihinger, Hans18521933Vaihinger, Hans (1852–1933), geboren in Tübingen, verstorben in Halle an der Saale, war ein deutscher Philosoph und Kant-Forscher.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
DoctordissertationDoktorarbeit, Dissertation als wissenschaftliche Arbeit, die für die Erlangung des Doktorgrades angefertigt wurde.
MarkIm Jahre 1871 eingeführte Währung des Deutschen Reiches, die in 5, 10 und 20 Stücken geprägt wurde. Da sie eine zu einem Drittel goldgedeckte Währung war, wurde sie auch als Goldmark bezeichnet.
Quelle(n), historischeTexte als Quellen und andere Zeugnisse wie Sachquellen, Bildquellen, auch Zeitzeugenberichte und Ähnliches sowie abstrakte Quellen, die die vergangene Geschichte unmittelbar erleuchten und dabei helfen, bei historisch-kritischer Behandlung, die Vergangenheit entsprechend zu beleuchten, zu rekonstruieren, neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen sowie einordnen und bewerten zu können; eindeutig abgegrenzt werden die Quellen von der fachwissenschaftlichen Literatur in Form sogenannter Darstellungen, in der Germanistik auch als Sekundärliteratur im Gegensatz zur Primärliteratur bezeichnet.
Honorar, HonorarienVergütung; „Honorarien“ als veralteter Plural von „Honorar“, hier gebraucht im Sinne von Vergütung einer nebenberuflichen Tätigkeit oder einer freien Mitarbeit.
BogenDruckbogen, der mehrere Seiten etwa eines späteren Buches umfaßt und wegen des Zuschnitts anhand von verschiedenen Markierungen 5% größer ist als die einzelne Seite. Im Buchdruck enthält ein Bogen zwischen acht und 32 Seiten, aber stets eine durch vier teilbare Seitenzahl.
VerlegerInhaber eines Verlags, der Bücher und andere Druckwerke etc. verlegt.
Reichstag (Deutsches Reich)In der Tradition des Reichstages des Norddeutschen Bundes von 1867 stehendes Parlament des Deutschen Reichs, das von 1871 bis 1918 bestand und zusammen mit dem Bundesrat die Reichsgesetzgebung ausübte. Verfassungsrechtlich ist er verankert in Kapitel V, Artikel 20-32, der Verfassung des Deutschen Reichs vom 16. April 1871.
Berliner, BerlinerinZu Berlin gehörend, auf Berlin bezogen, Berlin zuzuordnen; in Berlin bzw. Preußen lebende, arbeitende und sich damit entsprechend (preußisch) identifizierende Menschen – auch im politischen (kleindeutschen) Sinne.
Akademie der Wissenschaften (Berlin)Gelehrtengesellschaft, die im Jahre 1700 von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1657-1713), dem König Friedrich I. in Preußen von 1701 bis 1713, in Berlin gegründet wurde; heute „Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften“.
Ruf (Universität)Berufung in ein hohes wissenschaftliches Amt, hier speziell auf einen Lehrstuhl an einer Universität.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis