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Ernst Dümmler an Karl Hegel, Halle, 8. Februar 1887

Hochverehrter Herr College!

Die auf Ihrer Karte vom 4. des Monats gewünschte Dissertation werden Sie bereits erhalten haben.1

Hinsichtlich unserer Publikationen, die wir doch wohl nicht gerade aus dem Aermel schütteln, sondern im Ganzen, wie ich denke, mit Sorgfalt vorbereiten, ist zu bemerken, daß die Vertretung der Provinz Sachsen für Herausgabe der Quellen jährlich 5000 Mark bewilligt hat, von denen aber in den letzten Jahren ein Teil auf vorbereitende Arbeiten für einen historischen Atlas der Provinz verwendet worden sind. Den Bearbeitern unserer Quellen wird in der Regel nur Honorar gewährt, ganz ausnahmsweise haben wir wohl auch noch für einzelne Vor- arbeiten, z. B. eine etwas kostpieligere Reise, etwas bewilligt. Bisweilen sind dazu auch wohl Unterstützungen anderer Vereine der Körperschaften verwendet worden. Das Honorar beträgt 20 Mark für den Bogen, so war es ursprünglich festgesetzt, neuerdings haben wir eingeführt, daß bei Einleitungen und Registern 40 Mark für den Bogen gewährt werden. Ohne Druckunterstützung würde die Sache überhaupt nicht ausführbar sein, diese betrug ursprünglich 15 Mark für den Bogen und ist später ein für allemal auf 20 Mark erhöht worden. Die Druckerei, die dem Verleger gehört, kann, wenn es nötig ist, im Jahre 2 Bände fertig stellen. Wie hoch die gesamten Druckkosten sich belaufen, vermag ich nicht zu sagen, hierin walten ja auch große örtliche Verschiedenheiten ob, die ja zu dem gleichmäßigen Normaltarif hinzukommen. Ich glaube hiemit Ihre Fragen erledigt zu haben. Am 1. April herum werden wir uns wohl in Berlin treffen, da durch Auflösung des Reichstags2 eine frühere schriftliche Abstimmung hinfällig geworden ist. Ich habe über die ganze Angelegenheit seit Monaten nichts gehört und weiß deshalb auch nicht, ob die Berliner Mitglieder an ihrem früheren Standpunkte festhalten. Wenn dies der Fall wäre, so müßte es allerdings sehr befremden, daß alle Stellen in der Akademie bereits besetzt sind und daß dennoch der künftige Director oder Vorsitzende, falls er von auswärts kommen sollte, vorläufig nicht Mitglied der Akademie werden könnte. Dies hatte ich immer als selbstverständlich vorausgesetzt – ganz abgesehen von der Frage der Besoldung.

Kürzlich correspondierte ich mit Steinmeyer über Ihren künftigen Philosophen. Ich glaubte unseren Vaihinger dafür mit gutem Gewissen empfehlen zu können. An dritter Stelle nur vorgeschlagen hat er doch so gut wie keine Aussicht auf einen Ruf.

Zu weiteren Auskünften nach Bedarf gern bereit verbleibe ich
Ihr freundschaftlich
ergebener
Ernst Dümmler

P. S. Wir haben für unsere provinziellen Publikationen auch noch eine sogenannte Redactionscommißion, deren Wirken nicht sehr eingreifend und unentgeltlich ist.