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Konrad Maurer an Karl Hegel, München, 28. Juli 1887

Hoch geehrter Herr College,

Aus den Zeitungen habe ich ersehen, und durch Geheimrath von Giesebrecht bestätigt bekommen, dass Sie übermorgen Ihr Doctor-Jubiläum feiern.2 Es draengt mich, bei diesem seltenen Feste auch meinerseits Ihnen meinen waermsten Glückwunsch darzubringen, und Ihnen zugleich meinen Dank auszusprechen für so manche werthvolle Belehrung, die ich aus Ihren Schriften gezogen habe. Wohl Ihnen, daß Sie an dem Jubeltage nicht nur auf ein halbes Jahrhundert tüchtiger und gesegneter Arbeit zurückblicken, sondern auch im Gefühle die Geisteskraft noch weiter nicht minder erfolgreiche Arbeiten für die Zukunft in Angriff nemen können! Möge Ihnen diese frische Kraft noch lange Jahre erhalten bleiben, zu Ihrer Freude auch zu unserer deutschen Wissenschaft Nutz und Ehre!

Ich erlaube mir zugleich, Ihnen meinen herzlichen Dank auszusprechen für Ihre freundlichen Zeilen vom 25ten dieses Monats.3 Sehr erfreulich war mir, aus ihnen zu ersehen, dass auch Sie von Pappenheim’scher Gilden-Theorie sich nicht haben überzeugen lassen. Ich halte sonst auf das Buch Pappenheim’s, und überhaupt auf dessen Arbeiten Viel; aber in dem fraglichen Punkt scheint er sich durch scharfsinnige Combinationen zu einem Ergebnisse haben hinreissen lassen, welches dem gesunden Menschenverstande widerspricht.

Neben meinen besten Wünschen spreche ich Ihnen zugleich aus vollem Herzen aus, dass ich mit aufrichtiger Hochachtung und Verehrung stets war und stets bleiben werde
Ihr
ganz ergebenster
Konrad Maurer.