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Ernst Dümmler an Karl Hegel, Halle, 29. Juli 1887

Hochgeehrter Herr College!

Der morgige Festtag1, an welchem Sie, wie Giesebrecht es einst bei einer ähnlichen Gelegenheit ausdrückte, Ihre goldende Hochzeit mit der Wissenschaft feiern, darf auch noch von meiner Seite nicht unbeachtet vorübergehen. Möchten Sie ihn im Kreise Ihrer Familie, Ihrer Collegen und Freunde, mit gebührlichem Glanze begehen und sich gern bei diesem Anlasse an die lange Reise arbeitsvoller und ersprießlicher Jahre erinnern lassen, aus denen so bedeutende und unvergeßliche Leistungen für die vaterländische Geschichte hervorgegangen sind: Leistungen, die nicht den Stempel einer bestimmte Schule an sich tragen, sondern eine selbständige und eigenthümliche Stel- lung in unserer Wissenschaft einnehmen.2 Hoffentlich wird die Muße von den Vorlesungen, deren Sie genießen, Ihnen die Möglichkeit gewähren, noch einige weitere Früchte Ihrer Forschung zur Reife zu bringen. Mit Ihnen in München und Berlin zusammen wirken und hier und da zusammen feiern zu können, war mir stehts ehrenvoll und erfreulich: möchte uns noch recht oft das gleiche Feld zu gemeinsamer Thätigkeit vergönnt sein. Zunächst hoffe ich Sie Ende September3 in alter Frische in München begrüßen zu dürfen.

In treuer Gesinnung und aufrichtiger Teilnahme
Ihr ergebenster
Ernst Dümmler