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Karl Hegel an Elias Steinmeyer, Freudenstadt, 10. August 1887

Verehrtester Freund!

Herzlichen Dank sage ich Ihnen für die gefällige Zusendung des Jubiläumsberichts1, auf dessen Erscheinen in der Allgemeinen Zeitung ich bereits verzichtet hatte – und noch mehr für diesen selbst; er ist so ehrenvoll für mich als taktvoll in der Form abgefaßt und nun sogar an hervorragender Stelle erschienen; ich kann in aller Weise damit zufrieden sein.

Nach einem Aufenthalt von mehreren Stunden am Samstag Vormittag in Stuttgart, kamen wir nachmittags 4 Uhr hier in Freudenstadt an.2 Die frische Höhenluft des Orts wird mit Recht gerühmt, wiewohl Hitze und Heusserstaub3 sich jetzt auch hier recht fühlbar machen. Sonst ist die Umgebung wenig anziehend, der Tannenwald eine Viertelstunde weit entfernt. Dagegen haben wir recht zusagende Gesellschaft im Hotel angetroffen, Wegele mit Familie, Frau Procurator Bauer, Schwägerin des verstorbenen Tübinger Theologen, und zwei Enkelinnen und noch eine Kaufmannsfamilie Wiedemann aus Stuttgart, und vorgestern traf auch Professor Zeller aus Berlin hier ein.

Gestern machten wir eine Ausfahrt nach dem Kniebis und Rippoldsau durch herrliche Tannenwälder. Erst heute Morgen hat sich das Wetter geändert; der Himmel ist mit Wolken bedeckt und der Wind braust über das Gefild. Sie werden froh sein, wenn Sie Ihren Garten eine Zeit lang nicht mehr zu begießen brauchen; doch warten wir immer noch auf erfrischenden Regen.

Möge es Ihnen wohl gehen. Ihr Grüße sind dankbar angenommen worden.

Freundschaftlich
der Ihrige
Karl Hegel.