Empfangen Sie für Ihr autographiertes und speciell für das handschriftliche Dankschreiben den Ausdruck meines tiefgefühlten Dankes. Nur einen Punkt des letzeren, den ich allerdings beim Festdiner Ihnen gegenüber schon kurz erwähnt hatte, muß ich richtig stellen. Die Idee zu einem gemeinsamen Vorgehen ist zuerst durch ein an mich anfangs Juli gerichtetes Schreiben von Frensdorff angeregt worden, der auch zuerst in Erfahrung gebracht hatte, daß das Jubiläum1 bereits am 30. Juli gefeiert werden sollte.2 Wegen Kürze der Zeit einigten wir und sodann in unseren Briefwechsel für die Form einer Adresse3 statt eines andern gemeinsamen Geschenkes. Die Zumuthung Frensdorffs, ich sollte den Adressentwurf verfaßen, mußte ich schon aus dem Grunde ablehnen, da doch nur ein Historiker im Stande ist, Ihre großen Verdienste gehörig zu würdigen. Auf meine Anregung hin wurde als Dritter noch Weech ins Vertrauen gezogen, der freudig zustimmte und auch der Meinung war, Frensdorff solle den Adreßentwurf machen, was dann auch, freilich etwas spät, geschehen ist.
Darauf wurde ein von mir, Weech und Frensdorff unterzeichnetes autographischesCircular| an die zwölf übrigen Mitarbeiter geschickt und sie zur Theilnahme eingeladen. Inzwischen mußte aber auch auf die Gefahr einiger ablehnender Antworten mit der künstlerischen Ausführung der Adresse begonnen werden. Ich habe mich daselbst mit einem Freund Stürtz, der selbst Künstler ist, ins Benehmen gesetzt. Sein Plan war ursprünglich, die Wappen sämtlicher Städte, davon Chroniken ediert waren, anzubringen. Davon kam er von selbst ab, als er den umfangreichen, von mir nur unwesentlich gekürzten Entwurf kennen lernte und so einigten wir uns unter Beiziehung Kerlers, nur das Wappen Nürnbergs, gewissermassen als Siegel der Urkunde, malen zu lassen, weil Nürnberg Ihre Vaterstadt4 ist und zugleich den Reigen der Publikationen eröffnet hat.5 Schrift, Wappen und Verzierung wurden hierauf von Stürtz selbst entworfen und von einem Künstler seines Ateliers ausgeführt; der Text ist also in der That geschrieben, nicht gedruckt, da es im Drucke nicht so fein hätte ausgeführt werden können. So war das Blatt am 28. Juli bis auf die Unterschriften fertig, da noch immer die Antwort desFreiherrn vonOefeles fehlte, die an demselben Tage eintraf, wie folgend dahin lautend, daß er „keine Lust habe sich zu beteiligen“. Damit waren die 15 allerdings auf 13 zusammengestrichen; wir schreckten aber vor der ominösen Zahl nicht zurück, da ja Sie mit Ihren Mitarbeitern | unzertrennlich verbunden sind und als der oberste und erste derselben auf 14 ergänzen.
Durch Wegele, den ich auf meiner Rückreise in Osterburken getroffen, habe ich zu meiner Freude gehört, daß es Ihnen gut gehe. Möge Ihre seltene körperliche und geistige Rüstigkeit noch recht lange andauern zum Segen für die von Ihnen so musterhaft vertretene Wissenschaft6, zur Freude Ihrer Angehörigen und Freunde, unter die von Ihnen gezählt zu werden mit gerechtem Stolze erfüllt
Ihren dankbarst und treu ergebenen Matthias Lexer.
1Karl Hegels (1813-1901) 50jähriges Doktorjubiläum; vgl. dazu: Neuhaus, Karl Hegels Gedenkbuch, S. 264 f.2Karl Hegels Promotions-Verfahren war am 4. Juli 1837 an der Berliner Humboldt-Universität eingeleitet worden, die Prüfung selbst fand am 5. August 1837 statt, am 14. August 1837 gab Karl Hegel die handschriftliche Versicherung ab, seine Dissertation „zum Behuf der Doctor=Promotion allein und ohne alle Beihülfe verfaßt zu haben“, seine Promotions-Urkunde wurde in Berlin am 24. August 1837 ausgestellt. Zum gesamten Promotions-Verfahren Karl Hegels vgl. Karl Hegel – Historiker im 19. Jahrhundert, Nr. III/21-III/26, S. 66-72.3Aufwändig gedruckte und kunstvoll illustrierte Glückwunsch-Urkunde der Mitarbeiter Karl Hegels bei der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, welche Karl Hegel im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgab. Bis zu seinem Tod 1901 lagen 27, bei dem „goldenen Doktorjubiläum“ 1887 bereits 19 Bände vor. Die gedruckte Glückwunsch-Adresse seiner Mitarbeiter findet sich in ebd., Nr. IX/11, S. 223 f. 4Karl Hegel wurde am 7. Juni 1813 in Nürnberg geboren. 5Der erste, 1862 erschienene Band der Reihe behandelte die Chroniken von Nürnberg und wurde in weiten Teilen von Karl Hegel selbst mit erarbeitet. Vgl. dazu Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S.165 ff.6Zu Karl Hegels geschichtswissenschaftlicher Bedeutung und seinem wissenschaftsgeschichtlichen Standort vgl. insgesamt Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165ff.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Würzburg49.79245,9.932966Alte Bischofsstadt am Main, etwa 100 Kilometer nordwestlich von Nürnberg und etwa 110 Kilometer südöstlich von Frankfurt am Main auf der Fränkischen Platte zwischen Steigerwald im Osten und Spessart im Westen gelegen.
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StBPK), Berlin
NL Hegel 15, Fasz. IV, 3.
SBPK Berlin1000
Neuhaus
, Helmut (Hg.): Karl Hegels Gedenkbuch. Lebenschronik eines Gelehrten des 19. Jahrhunderts, Köln, Weimar, Wien 2013.
Neuhaus
, Karl Hegels Gedenkbuch
2013
Neuhaus
, Helmut: Karl Hegel – Historiker im 19. Jahrhundert. Unter Mitarbeit von Katja Dotzler, Christoph Hübner, Thomas Joswiak, Marion Kreis, Bruno Kuntke, Jörg Sandreuther und Christian Schöffel (= Erlanger Studien zur Geschichte, Bd. 7/Katalog zur Ausstellung des Instituts für Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg vom 20. November bis 16. Dezember 2001), Erlangen, Jena 2001.
Karl Hegel – Historiker im 19. Jahrhundert2001
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Frensdorff, FerdinandFerdinand Frensdorffhttps://www.deutsche-biographie.de/sfz17060.html#ndbconte11677010418331931Frensdorff, Ferdinand (1833–1931), in Hannover geborener Jurist und Historiker, der von 1853 bis 1857 an den Universitäten Heidelberg, Berlin, Leipzig und Göttingen Rechtswissenschaften studierte und 1857 in Göttingen promoviert wurde. Er war Mitarbeiter Karl Hegels bei dem Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Im Jahre 1863 habilitierte er sich an der Universität Göttingen und wurde 1866 außerordentlicher, dann dort von 1873 an bis zu seinem Lebensende ordentlicher Professor der Rechtswissenschaften und Rechtsgeschichte. Im Studienjahr 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen.
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Stürtz, Heinrich11735800218521915Stürtz, Heinrich (1852–1915), war Inhaber einer renommierten Buchdruckerei in Würzburg, der am 16. März 1887 der Titel „Königliche Universitätsdruckerei von H. Stürtz” verliehen wurde, die bis ins 21. Jahrhundert hinein fortbestand und welche auf Initiative der Hegel-Mitarbeiter bei der Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, Ferdinand Frensdorff (1833–1931) und vornehmlich Matthias Lexer (1830–1892), die Glückwunsch-Adresse auch im Namen der weiteren unterzeichneten „Chroniken“-Mitarbeiter anlässlich seines 50jährigen Doktorjubiläums im Jahr 1887 künstlerisch nach den entsprechenden Vorgaben gestaltete und druckte.
Kerler, Dietrich
HiKo
11575220X18371907Kerler, Dietrich (1837–1907), Historiker und Bibliothekar, Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek Würzburg, 1883 außerordentliches Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) bei seinem großen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission.
Oefele, Edmund10188237818431902Oefele, Edmund (1843–1902), war Historiker und Archivar sowie Direktor des Königlich Bayerischen Reichsarchivs in München. Er bearbeitete zusammen mit Karl Theodor Heigel (1842–1915) und Karl August Muffat (1804–1878) den 15. Band des von Karl Hegel (1813–1901) umfangreich angelegten Editionsunternehmens der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, der die bayerischen Städtechroniken beinhaltet.
Wegele, Franz XaverFranz Xaver Wegele
HiKo
11930313218231897Wegele, Franz Xaver (1823–1897), in Landsberg am Lech geborener Historiker, der an den Universitäten München und Heidelberg studierte und sich im Jahre 1849 habilitierte. Von 1851 bis 1857 war er außerordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Jena, von 1857 bis zu seinem Tode ordentlicher Professor an der Universität Würzburg. Im Jahre 1858 gehörte er, ein Freund Karl Hegels (1813–1901), zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und war von 1873 bis 1897 einer der Redakteure bei der Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB).
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Osterburken49.4305787,9.4273773Badische Stadt, südwestlich von Würzburg gelegen, die 1868 an die Bahnlinie Stuttgart-Würzburg angeschlossen wurde.
FestdinerFestessen mit mehreren Gängen, um ein besonderes Ereignis zu feiern.
Addreße, Adresse, AdreßeHier gebraucht im Sinne einer politischen Meinungsäußerung bzw. Willenskundgebung, die von einzelnen Personen oder Gruppen an ein Staatsoberhaupt oder die jeweilige Regierung gerichtet ist, zumeist in schriftlicher Form; auch gebraucht im Sinne von: „Glückwunschadresse“ als besonderes, zumeist gedrucktes aufwändiges Glückwunschschreiben mehrerer Personen an eine bestimmte Person oder Institution; auch: Postadresse, Anschrift.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
Unterzeichnete, unterzeichneteUnterzeichner oder Unterzeichnerin eines Dokuments, Briefes, Schreibens, Antrags etc.; auch als Synonym für: dienstlich und im amtlichen Auftrag unterzeichnende, unterschreibende Person, Behörde, Institution etc.
CircularZirkular: Umlauf bzw. Rundschreiben.
WappenEtymologisch hergeleitet von ‚Waffen’ steht ein Wappen als bleibendes Kennzeichen einer Person, Körperschaft, Stadt, eines Landes etc., welches sich zumeist auf einem Schild oder einer ähnlichen Fläche befindet und mit anerkannter Berechtigung geführt, getragen und auch vererbt wird.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
SiegelBeglaubigungsmittel einer Urkunde, häufig als Wachssiegel.
Urkunde, Urkunden, urkundliche DenkmälerAus dem Althochdeutschen von „urchundi“ für „Zeugnis“ stammender Begriff für ein historisches Dokument in Form eines geschriebenen, nicht literarischen Textes, der im engeren Sinne eine rechtskräftige Niederschrift einer schriftlichen, in bestimmter, wenn auch wechselnder Form abgefassten Erklärung über rechtliche Vorgänge darstellt, welche in der abendländischen Geschichte seit der römischen Antike belegt ist.
FreiherrAdelstitel, ursprünglich zu verstehen als freier Grundherr, der im Heiligen Römischen Reich, Österreich und im Deutschen Reich fortbestand, damit zum titulierten Adel gehörend analog zu Graf, Fürst und Herzog in Unterscheidung zum untitulierten Adel; es erfolgte eine Differenzierung zwischen dem niederen Ritterstand und dem Herrenstand - letzterer begann beim Freiherrn.
Wissenschaft, WißenschaftForschende Tätigkeit in einem bestimmten Bereich zur Hervorbringung eines begründeten, geordneten bzw. für sicher erachteten Wissens.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis