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Matthias Lexer an Karl Hegel, Würzburg, 12. September 1887

Hochgeehrter, theurer Freund!

Empfangen Sie für Ihr autographiertes und speciell für das handschriftliche Dankschreiben den Ausdruck meines tiefgefühlten Dankes. Nur einen Punkt des letzeren, den ich allerdings beim Festdiner Ihnen gegenüber schon kurz erwähnt hatte, muß ich richtig stellen. Die Idee zu einem gemeinsamen Vorgehen ist zuerst durch ein an mich anfangs Juli gerichtetes Schreiben von Frensdorff angeregt worden, der auch zuerst in Erfahrung gebracht hatte, d das Jubiläum1 bereits am 30. Juli gefeiert werden sollte.2 Wegen Kürze der Zeit einigten wir und sodann in unseren Briefwechsel für die Form einer Adresse3 statt eines andern gemeinsamen Geschenkes. Die Zumuthung Frensdorffs, ich sollte den Adressentwurf verfaßen, mußte ich schon aus dem Grunde ablehnen, da doch nur ein Historiker im Stande ist, Ihre großen Verdienste gehörig zu würdigen. Auf meine Anregung hin wurde als Dritter noch Weech ins Vertrauen gezogen, der freudig zustimmte und auch der Meinung war, Frensdorff solle den Adreßentwurf machen, was dann auch, freilich etwas spät, geschehen ist.

Darauf wurde ein von mir, Weech und Frensdorff unterzeichnetes autographisches Circular an die zwölf übrigen Mitarbeiter geschickt und sie zur Theilnahme eingeladen. Inzwischen mußte aber auch auf die Gefahr einiger ablehnender Antworten mit der künstlerischen Ausführung der Adresse begonnen werden. Ich habe mich daselbst mit einem Freund Stürtz, der selbst Künstler ist, ins Benehmen gesetzt. Sein Plan war ursprünglich, die Wappen sämtlicher Städte, davon Chroniken ediert waren, anzubringen. Davon kam er von selbst ab, als er den umfangreichen, von mir nur unwesentlich gekürzten Entwurf kennen lernte und so einigten wir uns unter Beiziehung Kerlers, nur das Wappen Nürnbergs, gewissermassen als Siegel der Urkunde, malen zu lassen, weil Nürnberg Ihre Vaterstadt4 ist und zugleich den Reigen der Publikationen eröffnet hat.5 Schrift, Wappen und Verzierung wurden hierauf von Stürtz selbst entworfen und von einem Künstler seines Ateliers ausgeführt; der Text ist also in der That geschrieben, nicht gedruckt, da es im Drucke nicht so fein hätte ausgeführt werden können. So war das Blatt am 28. Juli bis auf die Unterschriften fertig, da noch immer die Antwort des Freiherrn von Oefeles fehlte, die an demselben Tage eintraf, wie folgend dahin lautend, d er „keine Lust habe sich zu beteiligen“. Damit waren die 15 allerdings auf 13 zusammengestrichen; wir schreckten aber vor der ominösen Zahl nicht zurück, da ja Sie mit Ihren Mitarbeitern unzertrennlich verbunden sind und als der oberste und erste derselben auf 14 ergänzen.

Durch Wegele, den ich auf meiner Rückreise in Osterburken getroffen, habe ich zu meiner Freude gehört, d es Ihnen gut gehe. Möge Ihre seltene körperliche und geistige Rüstigkeit noch recht lange andauern zum Segen für die von Ihnen so musterhaft vertretene Wissenschaft6, zur Freude Ihrer Angehörigen und Freunde, unter die von Ihnen gezählt zu werden mit gerechtem Stolze erfüllt

Ihren dankbarst und treu ergebenen
Matthias Lexer.