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Karl Hegel an den Akademischen Senat der Universität Erlangen, Erlangen, [16.] September 1887

präsentiert 28. October 1887

An
den königlichen akademischen Senat

Hochverehrte Herren Collegen!

Die Ehrenbezeugungen, welche mir von Seiten der Universität, der ich nun seit 31 Jahren2 anzugehören die Ehre habe, an meinem 50jährigen Doctorjubiläum3 zu Theil geworden sind, haben mich zum tiefgefühlten und wärmsten Danke verpflichtet, welchen auch schriftlich auszusprechen mir Bedürfniß ist.

In der mir gewidmeten Tabula gratulatoria sehe ich die Verdienste, welche Sie meiner Lebensarbeit nach den verschiedenen Seiten ihrer Bethätigung zuerkennen, im reichsten Maße gewürdigt. Die ebenso warmen als beredten Ansprachen des Herrn Collegen Steinmeyer, als Stellvertreter des Decans, im Beisein der in corpore erschienenen philosophischen Facultät, dann des Herrn Prorectors Dr. Hölder an der Spitze der großen Deputation der Universität, dazu die besonderen Begrüßungen und Glückwünsche, die mir von einzelnen Collegen und Freunden dargebracht wurden, endlich die mit einem solennen4 Mittagsmahl begangene Festfeier, wobei das Gefühl der collegialen Gemeinschaft nicht bloß, auch der Freundschaft, zum wärmsten Ausdruck kam – Alles das hat mich tief ergriffen und mir die Überzeugung verschafft, daß mein Leben und Wirken in Ihrer Mitte nicht vergeblich gewesen ist und daß Sie bei nachsichtiger Beurtheilung meiner Mängel und Schwächen, die Ihnen am wenigsten verborgen bleiben konnten, doch mein aufrichtiges Streben für das Wohl unserer Universität im vollsten Maße zu würdigen wissen.

In der That konnte nichts für mich wohlthuender sein, als die wiederholt ausgesprochene Anerkennung, daß es mir bei der gemeinsamen Behandlung unserer Universitätsangelegenheiten in Senat und Fakultät immer nur auf die Sache angekommen sei und ich bloße Meinungsverschiedenheiten nicht auf das persönliche Verhältniß habe zurückwirken lassen. Und diese Zeugniß bestärkt mich mehr als Alles in dem Vorsatz, auch fortan, so weit meine Kräfte reichen, mich auch weiterhin in Ihrer Mitte für das Wohl unserer Universität zu bethätigen. Denn, wenn ich auch auf meine Lehrthätigkeit verzichtet habe, um meine letzten Lebensjahre der Wissenschaft in litterarischer Arbeit zu widmen, gehöre ich doch mit meinem Denken und Sein unserer Universität an, von der ich mich nimmermehr getrennt denken kann.

Ich bitte Sie daher, meine hochverehrten Herren Collegen, mir auch fernerhin Ihr höchst schätzbares Wohlwollen zu bewahren und Ihre Nachsicht nicht zu versagen, so oft ich deren bedürftig bin.

In unverbrüchlicher Dankbarkeit
und Verehrung
 Professor Dr. Karl Hegel.