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Georg Weber an Karl Hegel, Heidelberg, 22. Februar 1888

Hochverehrter Herr und Freund

Unter den zahlreichen Beweisen von Aufmerksamkeit und Theilnahme, welche bei Gelegenheit meines zurückgelegten 80 ten Lebensjahres von allen Seiten mir zugegangen, sind mir diejenigen am theuersten gewesen, die mir liebe und hochgeschätzte Namen wieder vor die Seele führten. Dazu gehört in erste Linie der Name des Mannes, der seit so vielen Jahren unserm Hause nahe stand. Durch Ihre Schriften und durch so manche gemeinschaftliche Freunde bin ich mehr vertraut mit Ihnen geworden als durch persönlichen Umgang, der mir leider nur selten beschieden war. Es hat mir daher sehr wohl gethan, aus Ihrem freundlichen Geburtstagsgruß zu ersehen, daß Sie auch meiner noch in Freundschaft gedenken. Empfangen Sie dafür meinen innigsten Dank und die Erwiederung aller der guten Wunsche für Gegenwart und Zukunft, die Sie mir in so warmen Worten ausgesprochene haben. Durch die Verdunklung meiner Augen bin ich mehr und mehr auf die Einsamkeit gewiesen und da gewöhnt man sich, mehr in der Vergangenheit zu leben und sich an alter genossener Liebe zu erheben.

Mit herzlichen Grüßen von mir selbst und meiner Frau
verbleibt in alter Treue und Freundschaft
Ihr ergebenster
DrGeorg Weber.1