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Karl Hegel an Georg Hegel, Erlangen, 5. September 1888

Lieber Georg!

Deine Postkarten1 waren und sind uns immer sehr willkommen. Wir nehmen Theil an Deinen Erlebnissen und freuen uns, daß es Dir gut geht. Auch die Schießscheibe die Du uns zugesendet, haben wir erhalten und darin den Meisterschuß, womit Du einen der 3 fliegenden Vögel getroffen, bewundert. Das Wetter ist gegenwärtig so schön, daß Maria nachmittags draußen in der Verandah sitzt und zeichnet. Es begünstigt auch, wie selten, Euer Manöver. Ihr seid jetzt ausgerückt aus Würzburg, um zu größeren Thaten zu schreiten. Von uns und hier ist wenig zu berichten. Es geht im Hause alles seinen gewöhnlichen Gang. Eine Abwechslung brachte allein am Sonntag vor 8 Tagen ein Ausflug von Maria in Gesellschaft von Secretär Stein nach Heroldsberg, der mich, um nicht allein zu sein, zu einer Fahrt nach Nürnberg veranlaßte, wo ich bei Grundherrs am Egidienplatz und bei Löffelholz in Giebitzenhof war.2 Von Anna und Luise und Sigmund hatten wir erfreuliche Nachrichten; letzterer sah eine prächtige Schloßbeleuchtung in Heidelberg, die er anschaulich beschreibt. Allmählich kehren meine Collegen zurück; Kahl wird uns schon in einigen Tagen verlassen. Auch Zahns gehen fort. Der neu berufene Jurist Hellwich, ein noch recht junger Mann, hat bei seinem ersten Besuch, den er hier machte, sofort einen Bauplatz an der Siglitzhofer Straße hinter dem Hause des Bauraths Solger gekauft. Die Sedansfeier ging ziemlich still vorüber; nur wenige hatten wie wir geflaggt. Gestern starb mein treuer Bauaufseher Dannhöfer plötzlich nach langjährigem Leiden.

Maria grüßt Dich herzlich.

Dein treuer Vater Hegel