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Karl Hegel an Wilhelm Giesebrecht, Erlangen, 3. März 1889

resp. 8.1 März 1889

Lieber Freund!

Die Einladung nach Berlin2 ist unerwartet früh auf den 21. dieses Monats anberaumt. Ich verstehe nicht, warum so früh und in noch so winterlicher Zeit. Ungern entschließe ich mich zu dieser Reise, werden sie aber doch antreten. Werden Sie mit gehen und mit mir, wie sonst, hier in Erlangen zusammentreffen? Ich gedenke am Dienstag 19. mittags von hier abzureisen und überlasse Ihnen die Bestimmung, ob wir in Altenburg oder Halle übernachten wollen. Lieber wäre mir Altenburg, wo mir der Wettiner Hof zugesagt hat, und weil man auf dem Wege dorthin, nicht wie auf dem andern, öfter umsteigen muß.

Der Druck des 21. Bandes der Städtechroniken, der die Chronik von Soest enthält, ist jetzt vollendet3 und kommt somit dieser Band zur Versendung. Die Abgabe der Freiexemplare betreffend erwarte ich noch die Wünsche der Mitarbeiter, denen ich alle meine 6 zur Verfügung stelle; außerdem erhalte ich eines für mich durch die Historische Commission, für welche 44 übrig bleiben.

Dr. Roth in München arbeitet an den Augsburger Chroniken4; ich habe aber lange nichts von ihm gehört.

Wie geht es Ihnen und Ihrer lieben Frau?

Mir thuen Schnee und Kälte an den Augen weh.

Wir sind bei der Universität gegenwärtig sehr mit unseren Anträgen für den Budgetlandtag beschäftigt. Der Herr Minister von Lutz wird sich wundern, wie enorm sie ausfallen; Bescheidenheit ist eine Zier, heißt es im Sprichwort, doch geht es auch ohne ihr!

Man vermißt einen Universtitäts-Curator, der alles an Ort und Stelle übersieht, für das einzelne das richtige Maß gesetzt und die Ausgleichung unter den verschiedenen Ansprüchen trifft.

Herzlichen Antheil habe ich an dem 90. Geburtsfest unseres verehrten Döllinger genommen und mich über die überaus zahlreichen ehrenden Glückwünsche gefreut, die seinem Herzen sicherlich wohl gethan haben.

Meinen herzlichen Gruß an Ihre liebe und verehrte Frau.
Freundschaftlich
der Ihrige
Karl Hegel.