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Karl Hegel an Heinrich Sybel, Erlangen, 6. September 1889

Verehrter Freund!

Sie sind ohne Zweifel schon des Näheren über den unerwarteten Tod unseres lieben Freundes Weizsäcker durch Kluckhohn aus Kissingen unterrichtet.1 Gestern Nachmittag haben wir den Verewigten auf dem hiesigen Neustädter Kirchhofe zur Seite seiner geliebten Gattin2 bestattet. Ich rechnete mit Sicherheit auf die Genehmigung der Historischen Commission, da ich namens derselben einen Lorbeerkranz mit Palmen bei dem Grabe niederlegte. Mit den Angehörigen, den beiden Söhnen3 und dem Schwiegersohne4, sprach ich über den litterarischen Nachlaß, namentlich für die Reichstagsakten5. Es liegt ein beträchtliches Material in gesonderten Sammlungen vor. Niemand ist darüber so gut orientirt wie Dr. Quidde6 in Königsberg. Dieser wird in der bevorstehenden Zusammenkunft der Historischen Commission den betreffenden Bericht zu erstatten haben. Die Söhne Weizsäckers sind bereit, jenes Material zur Verfügung der Historischen Commission zu stellen. Vorläufig käme es nur darauf an, es einzusehen und zu registriren. Der geeignete Weg zu diesem Zweck würde, glaube ich, sein, wenn Sie als Vorsitzender der Historischen Commission7 den Dr. Quidde damit beauftragen wollten.

Ich hoffe Sie, gestärkt durch den Aufenthalt in Bernried bei besserem Wetter, als ich dort hatte, in München wiederzusehen.

Mit herzlichem Gruß
Ihr treu ergebener
Karl Hegel.