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Karl Hegel an Heinrich Sybel, Erlangen, 7. September 1890

Verehrter Freund!

Bestens danke ich Ihnen für Ihre gütige Mittheilung und Anregung inbetreff der bevorstehenden Wahlen in der Historischen Commission. Gleichfalls wünschend, mich mit Ihnen und Andern zuvor darüber auszusprechen, werde ich schon am 24. September in München sein und Sie um 5 Uhr nachmittags im Marienbade – bestimmen Sie gefälligst die Stunde, die Ihnen paßt – aufsuchen. Es wäre gut, auch gleich Cornelius dazu aufzufordern. Am folgenden Abend, wenn alle Collegen1 beisammen sind, könnte dann eine größere Anzahl von alten Herren zur Vorbesprechung eingeladen werden. Was ich von Ihnen und Cornelius vor allem hören möchte ist, weshalb Heigel sich mehr als Riezler zum Sekretär empfehlen soll. Letzterer hat angenehme Umgangsformen, die ersterem fehlen. Heigel ist überdies sehr empfindlich und bisweilen taktlos, wie ich durch unsern Freund Giesebrecht, gegen den er es war, gehört habe. Darum hat der Verewigte2 an Riezler als seinen Nachfolger gedacht.

Bezüglich der Wahlen neuer Mitglieder meine ich nicht, daß wir gerade für jedes uns durch den Tod entrissene besonders ein anderes wählen sollen. Auch sind die Stellen nicht nach Fächern eingetheilt. Die Kirchengeschichte könnten wir wohl ganz entbehren; es spielt dabei die Theologische Richtung in bedenklicher Weise mit rein. Sonst würde ich meinem früheren Collegen Hauck, jetzt in Leipzig, vorschlagen, der eine vortreffliche Kirchengeschichte Deutschlands, bis jetzt in 2 Bänden, geschrieben hat und ein ausgezeichneter Kenner der Litteratur und besonders der Kunstgeschichte ist. Andere Namen die Sie nennen, sind mir mehr oder weniger unsympathisch, doch kommt es darauf nicht an: ich würde Weiland Scheffer-Boichorst aus dem Grunde den Sie anführen, vorziehen. Bezolds Arbeitsgebiet ist in der Commission mehr als genug vertreten, außerdem fehlt ihm jede Initiative. Ich habe nur einen bestimmten Vorschlag zu machen, nämlich Frensdorff, den ich schon mehrfach als meinen künftigen Nachfolger für die Herausgabe der Städte-Chroniken bezeichnet habe. Durch ihn wäre auch das Deutsche Recht in der Commission besser als bloß mit dem Schwabenspiegel vertreten.

Ihren freundlichen Gruß herzlich erwiedernd

Karl Hegel.