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Karl Hegel an Sigmund Hegel, Erlangen, 22. Februar 1891

Lieber Sigmund!

Sehr betrübend ist es für mich Dich in einer langwierigen Krankheit zu wissen. Glücklich, daß Du Dich nicht verlassen fandest, daß treue Freunde für Dich gesorgt haben. In Bethanien bist Du gewiß am besten aufgehoben und fällst anderen nicht lästig. Von Tante Clara erhielten wir heute Morgen die erste Nachricht von Deiner Übersiedelung dorthin. Dein Brief, von anderer Hand geschrieben, kam am Nachmittag. Das Geld wirst Du unverzüglich durch A. Merzbach in Frankfurt erhalten, ich habe im Moment nicht so viel bei mir. Tüchtig zahlen mußt Du aber in Bethanien! Wenn Du nur nicht lange Wochen dort bleiben mußt! Kommt nicht die Krankenkasse der Fabrik1 Dir zu Hülfe?

Ich selbst bin Dir eine Art Leidensgefährte. Ich bin von einem bösen Schnupfenfieber befallen, das mir den Schlaf benimmt. Ich gehe nicht aus und heute Abend nicht in das Concert von Wilhelmi, das ich gern gehört hätte. Hoffentlich geht mein Katarrh, wenigstens in so böser Gestalt, bald vorüber. Ich bin heute unlustig zu allem, selbst zur Arbeit, die sonst immer mein Trost ist. Laß uns bald wieder etwas von Dir hören.

Dein Vater Hegel