Durch Deine Postkarte vom 26. Februar gabst Du uns Nachricht von einiger Besserung Deines langwierigen Leidens. Auch Tante Clara, die Dich besuchte, bestätige uns dies. Dennoch mußt Du Dich wohl noch auf zwei bis drei Wochen Deiner Lähmung gefaßt machen. Das ist eine traurige Geduldsprobe! Was sagt die Fabrik dazu, die so karg ist mit Erteilung eines Urlaubs? Bekommst Du Deinen Gehalt fort? Die 200 Mark die ich Dir durch Merzbach sandte, wirst Du erhalten haben. Für Dein längeres Verbleiben in Bethanien spricht, daß Du dort bei den Stubengenossen gute Unterhaltung findest und der nötigen Pflege nicht entbehrst. |
Ich hatte 14 Tage lang einen argen Catarrh und stak in einem moralischen Sumpfe. Jetzt geht es allmählich besser. Marie allein hörte das Concert von Wilhelmi, der Alle entzückte, aber schlecht besucht war. Man hatte sich schon bei den lebenden Bildern im Theater zum besten des Kaiserdenkmals stark verausgabt. Professorendamen, auch Frau Oberst Grünvogel, und Studenten der Burschenschaften wirkten mit, Selenka war der Dirigent. Das konnte ich noch mit ansehen.
Morgen Abend erwarten wir Luise mit Hermännchen aus München zu unserer großen Freude. Sie wird 10 Tage bleiben. Ich denke, daß auch Georg einmal herüberkommen wird; er ist zu einem andern Bataillon in Bamberg versetzt und muß deshalb eine | andere Wohnung nehmen; von einer Versetzung hierher ist nicht die Rede.
Studentencommerse zu Ehren des Prinz-Regenten, dessen 70 jähriges Geburtsfest am 12. dieses Monats bevorsteht, werden jetzt abgehalten, zuerst von den Corps in vergangener Woche, morgen von der übrigen Studentenschaft. Das ist doch wohl des Guten zu viel, denn an dem Aufzug in München beteiligen wir uns auch.
Mögest Du uns bald wieder von Deinem Befinden benachrichtigen.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Hegel, Sigmund (Mundel, Mundulus, Munerle)Sigmund Hegel11657085718631945Hegel, Sigmund (1863–1945), sechstes Kind (zweiter Sohn) Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), Mitglied des Corps Onoldia in Erlangen, Chemiker, Kaiserlicher Geheimer Regierungsrat am Reichspatentamt in Berlin.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Privatbesitz
.
Privatbesitz
1000
Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell
Clara Hegel, geb. Flottwell116570776?18251912Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell (1825–1912), Tochter Eduard Heinrich Flottwells (1786–1865) und Auguste Flottwells, geb. Lüdecke (1794–1862), jüngere Schwester Friederike Hegels, geb. Flottwell (1822–1861), der ersten Ehefrau Immanuel Hegels (1814–1891) und dessen zweite Ehefrau ab 8. September 1865.
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Wilhelmj, August Emil Daniel11738120918451908Wilhelmj, August Emil Daniel (1845–1908), in Usingen in Nassau geborener Violinist, den Richard Wagner (1813–1883) im Jahre 1875 als Konzertmeister und Ersten Geiger an das ein Jahr später eröffnete Bayreuther Festspielhaus berief. Im Jahre 1894 wurde er Professor für Violine an der Guildhall School of Music in London.
Grünvogel, N. N.-Grünvogel, N. N., Ehefrau von Oberst Grünvogel in Erlangen.
Selenka, Emil11747385518421902Selenka, Emil (1842–1902), in Braunschweig geborener Zoologe, der von 1863 bis 1866 Naturwissenschaften an der Universität Göttingen studierte und dort Assistent am Zoologischen Institut wurde. Im Jahre 1868 wurde er Professor an der niederländischen Universität Leiden und wechselte 1874 als Ordinarius an die Universität Erlangen, von wo aus er zahlreiche Forschungsreisen nach Südamerika, Nordafrika, Süd-, Südost- und Ostasien durchführte. 1896 legte er seine Erlanger Professur nieder und wurde Honorarprofessor an der Universität München.
Luitpold von Bayern, PrinzregentPrinzregent Luitpold von Bayern1187296818211912Luitpold von Bayern (1821–1912), Prinzregent des Königreiches Bayern von 1886 bis 1912 für die Könige Ludwig II. (1845–1886) für die letzten drei Tage seines Lebens und für Otto I. (1848–1916) während dessen gesamter Herrschaftszeit; nach seinem Tode am 12. Dezember 1912 folgte ihm der spätere König Ludwig III. (1845–1921) zunächst als Prinzregent.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Bamberg49.8916044,10.8868478Alte Bischofsstadt in Franken, etwa 60 Kilometer nördlich von Nürnberg an der Mündung der Regnitz in den Main gelegen.
Actien-Gesellschaft für Anilin-FabrikationDie seit 1873 bestehende Firma ist aus der 1850 gegründeten Jordan’schen Fabrik in Treptow und der Gesellschaft für Anilinfabrikation m. b. H. in Rummelsburg hervorgegangen; sie wurde später die Firma „AGFA“.
MarkIm Jahre 1871 eingeführte Währung des Deutschen Reiches, die in 5, 10 und 20 Stücken geprägt wurde. Da sie eine zu einem Drittel goldgedeckte Währung war, wurde sie auch als Goldmark bezeichnet.
Merzbach, A.Bankgeschäft in Frankfurt am Main.
Bethanien (Berlin)Mitte des 19. Jahrhunderts gegründetes Central-Diakonissen-Krankenhaus in Berlin.
Kaiserdenkmal (Erlangen)Nach dem Tod des Deutschen Kaisers Wilhelm I. (1797-1888) entwickelte ein „Comité für die Errichtung eines Kaiserdenkmals“ in Erlangen Pläne für ein spendenfinanziertes Monument, das in einem Rondell am östlichen Ende der Universitätsstraße in Form eines elf Meter hohen Obelisken mit seitlichen Bronzemedaillons errichtet werden sollte. Im Jahre 1897 wurde es aufgestellt.
BurschenschaftSchlagende Studentenverbindung an einer Universität.
BataillonAus mehreren Kompanien zusammengesetzter militärischer Truppenverband.
KommersFeier bei Studentenverbindungen, zumeist mit einer Bierkneipe verbunden.
Corps (Korps)In der Tradition alter Landsmannschaften und Studentenorden stehende, nicht mit Burschenschaften, Landsmannschaften oder anderen studentischen Gemeinschaften zu verwechselnde Studentenverbindungen, die sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts an den Universitäten bildeten. Ihre ihnen lebenslang zugehörenden Mitglieder behaupteten für sich einen hohen gesellschaftlichen Rang.