Aufs neue also muß ich Dir nach einem Krankenhause schreiben, armer Lazarus! und das bei solchem herrlichen Mai, den Du in der blühenden Natur genießen solltest! wie traurig ist doch das! Du mußt ein wiederholtes schweres Lehrgeld bezahlen; möchtest Du, guter Sigmund, nur noch ernstlicher beherzigen, daß Du nicht auf eine starke Gesundheit bauen kannst, daß Du auf Deine Schonung mit recht geordneter Lebensweise Bedacht nehmen mußt! Du hast Deine noch durch das lange Krankenlager geschwächten Füße offenbar zu viel gebraucht, hast Dich vielleicht auch einer Erkältung ausgesetzt, z. b. zum Beispiel beim Nachtfahren auf der Pferdebahn, etwa sogar außerhalb des Wagens vorn im Zugwind stehend? Es ist besonders fatal, daß Du nun nicht Mitte Mai Dein neues Amt, wie Du vorhattest, wirst antreten | können. Eine geregelte Amtsthätigkeit wird Dir in aller Weise gut thun, um Sinn und Kraft allein auf sie zu richten.
Du hoffst in wenigen Tagen wieder loszukommen; möchte das wahr werden! Gib mir bald weitere Nachricht über Deinen Zustand. Mein Bruder und Deine Tante Clara schrieben mir, daß sie Dich am Sonntag wieder bei sich gesehen hätten; am Himmelfahrtstage aber konntest Du nicht mehr bei Willi sein. Zu Pfingsten werden beide Familien aufs Land fahren.
Bei uns geht es gut. Marie läßt Dich unter herzlicher Anteilnahme grüßen. Frau Hellwig ist nach Kassel verreist. Weißt Du schon, daß Dr. Hermann außerordentlicher Professor bei der Anatomie geworden ist? Georg ist in eine andere Wohnung in der Stadt gezogen und führt zur Zeit seine Compagnie, da der Hauptmann erkrankt ist. Ich werde in der Pfingstwoche | nach Nürnberg zu den Sitzungen beim Germanischen Museum und nach München zu denen der Historischen Commission reisen.
Deine neue Wohnungsadresse, Köpenicker Str. 26, erfuhr ich erst nachträglich durch Deine vorletzte Postkarte. Du wirst nun wohl eine andere Wohnung suchen müssen, um dem Patentamt näher zu sein. Schade, daß Du die angenehmen Hausleute verlassen mußt! Gib mir nur gleich Nachricht, wohin wir Dir schreiben sollen; hoffentlich wird es nicht wieder nach Lazarus sein!
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Hegel, Sigmund (Mundel, Mundulus, Munerle)Sigmund Hegel11657085718631945Hegel, Sigmund (1863–1945), sechstes Kind (zweiter Sohn) Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), Mitglied des Corps Onoldia in Erlangen, Chemiker, Kaiserlicher Geheimer Regierungsrat am Reichspatentamt in Berlin.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Privatbesitz
.
Privatbesitz
1000
Neuhaus
, Helmut: 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Eine Chronik, München 2008.
Neuhaus
, 150 Jahre Historische Kommission
2008
LazarusLazarus, Person aus dem Lukas-Evangelium, Kapitel 16, Verse 19–31, in dem Lazarus krank und arm vor dem Tor eines reichen Mannes liegt.
Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel)Immanuel HegelJurist/Konsistorialpräsident der Provinz Brandenburg11657072518141891 Hegel, Immanuel (Manuel, Emanuel) (1814–1891), Bruder Karl Hegels, studierte von 1832 bis 1834 und von 1835 bis 1836 Jura an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, von 1834 bis 1835 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München, trat 1836 in den preußischen Staatsdienst ein und war als Verwaltungsjurist in verschiedenen Verwendungen des Königreichs Preußen, vor allem im Staatsministerium, tätig, wurde 1865 Präsident des Konsistoriums der Provinz Brandenburg, heiratete 1845 Friederike Flottwell (1822–1861) und 1865 Clara Flottwell (1825–1912), beide Töchter des oftmaligen preußischen Oberpräsidenten und Staatsmanns Eduard Heinrich Flottwell (1786–1865), war u. a. Vater des preußischen Verwaltungsbeamten und Politikers Wilhelm (Willi) Hegel (1849–1925), war 1856 Taufpate seines Neffen Georg Hegel (1856–1933).
Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell
Clara Hegel, geb. Flottwell116570776?18251912Hegel, Clara (Klara), geb. Flottwell (1825–1912), Tochter Eduard Heinrich Flottwells (1786–1865) und Auguste Flottwells, geb. Lüdecke (1794–1862), jüngere Schwester Friederike Hegels, geb. Flottwell (1822–1861), der ersten Ehefrau Immanuel Hegels (1814–1891) und dessen zweite Ehefrau ab 8. September 1865.
Hegel, Wilhelm (Willi)Wilhelm Hegel13593263718491925Hegel, Wilhelm (Willi) (1849–1925), in Berlin geborener Sohn Immanuel (1814–1891) und Friederike Hegels (1822–1861), Ehemann Armgard Hegels, geb. Wulffen (1862–1928), und Neffe Karl Hegels. Er war hoher preußischer Verwaltungsbeamter, u. a. von 1886 bis 1890 Landrat des Kreises Jerichow I, von 1895 bis 1905 Regierungspräsident von Gumbinnen, von 1905 bis 1908 in Allenstein, von 1908 bis 1917 Oberpräsident der Provinz Sachsen. Es war von 1887 bis 1890 Mitglied des Deutschen Reichstages und wurde im Jahre 1909 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben.
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Hermann, Friedrich13924986918591920Hermann, Friedrich (1859–1920), in Neapel geborener Mediziner, der von 1878 bis 1883 an den Universitäten München, Leipzig und Erlangen studierte, 1884 in Erlangen promoviert wurde und sich 1887 habilitierte. Nach seiner Zeit als Privatdozent wurde er 1891 dort außerordentlicher Professor und im Jahre 1918 persönlicher ordentlicher Professor für Topographische Anatomie und Histologie.
Kassel51.3154546,9.4924096Ehemalige Haupt- und Residenzstadt der Landgrafen von Hessen an der Fulda und etwa 200 Kilometer nordöstlich von Frankfurt am Main gelegen, circa 50 Kilometer südwestlich von Göttingen entfernt, seit 1866 preußisch.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
Pferdebahn (Berlin)Die auf Schienen von Pferden gezogene Bahn als Vorgängerin von Straßen- und Eisenbahn fuhr in Berlin zuerst im Jahre 1865 vom Brandenburger Tor bis nach Charlottenburg.
Germanisches Nationalmuseum NürnbergIm Anschluß an die Frankfurter Germanistenversammlung von 1846 im Jahre 1852 gegründetes Museum zur Präsentation der mit dem Fach „Germanistik“ umrissenen Kulturgeschichte.
Historische Commission/Kommission, MünchenIm Jahre 1858 in München auf Anregung des Berliner Historikers Leopold Ranke (1795-1886) vom bayerischen König Maximilian II. Joseph (1811-1864) bei seiner Akademie der Wissenschaften gegründete Institution zur Erforschung der deutsche Geschichte.
Kaiserliches PatentamtNach dem Erlaß des ersten einheitlichen deutschen Patentgesetzes im Jahre 1877 wurde am 1. Juli 1877 sogleich das vorgesehene Kaiserliche Patentamt in Berlin gegründet, das 1891 seinen ersten Neubau beziehen konnte.