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Karl Hegel an Georg Hegel, Erlangen, 5. Juni [1891]

Lieber Georg! Brief mit Einlagen von Dir erhielt ich gestern.1 Zu meinem Geburtstage2 willst Du herüberkommen; es wäre mir eine besondere Freude! Nun aber befinden wir uns in einer wirklich bedauerungswürdigen Lage! Unser braves Dienstmädchen liegt seit einigen Tagen im Bette, gerade zur Zeit der Wäsche im Regenwetter! eine Aufwaschfrau von entsetzlicher Häßlichkeit that die Hausdienste. Marie muß sie zum theil mit übernehmen und dabei 3, darüber ist sie total heiser geworden, kann kein vernehmliches Wort sprechen! Unter diesen Umständen würden wir Deinen Besuch kaum genießen könne. Darum ziehe ich es vor, am Sonntag mit dem Eilzug vor 1 Uhr mittags zu Dir nach Bamberg zu kommen; wir können miteinander in einer Gartenwirtschaft zu Mittag essen; vielleicht nimmt auch Brockdorff daran teil oder sehe ich ihn später beim Caffee. Maria braucht dann wenigstens an diesem Tage nicht für mich zu kochen und kann sich ausruhen; mitkommen kann sie nicht. Ich finde Dich auf dem Bahnhof; Deine Wohnung würde ich nicht finden, da ich sie nicht einmal weiß.

Mit herzlichem Gruß
Dein Vater Hegel