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Karl Hegel an Sigmund Hegel, Erlangen, 14. Juni 1891

Mein lieber Sigmund!

Für Deinen Glückwunsch zu meinem Geburtstage1 sage ich Dir herzlichen Dank, und auch für das hübsche Bezique Spiel, das mir und Marie schon öfter zur Abendunterhaltung gedient hat. Du hast Recht, wenn Du schreibst, daß es mir zur Befriedigung gereichen werde, Dich durch Deine neue Anstellung2 versorgt und auf eine sichere Bahn für die Zukunft geführt zu sehen, und mit Freude habe ich Dein gutes Wort vernommen, daß es Dein Bestreben sein werde, Deinem Namen Ehre zu machen! Das specielle Geschäft, das Dir Dein Amt aufgibt, findest Du nicht eben schwierig; ungewohnt aber wie unbekannt erscheinen Dir die geschäftlichen Formen; es wird nothwendig sein, daß Du Dich auch mit der rechtlichen Seite des Patentwesens und der darauf bezüglichen Gesetzgebung bekannt machst.

An meinem Geburtstage hatten wir schlechtes Wetter; außerdem war Marie heiser. Georg kam von Bamberg herüber und Hellwigs waren zum Caffee nachmittags bei uns; wir sehen sie sonst selten. Von Deinen Geschwistern erhielt ich liebe Briefe. Anna ist mit ihrem jüngsten Elisabethchen gegenwärtig im Bade, Soden an der Werra, nicht weit von Göttingen, die kalte und regnerische Witterung ist für sie recht ungünstig. Luise, ihrem Mann und Kindern geht es gut, ebenso Sophie, die sich auf das baldige Wiedersehen mit uns freut und Dich bald wiederzusehen, können wir nicht hoffen; Du schreibst von der Zeit, wenn die anderen auf Urlaub gehen und Du sie mit vertreten mußt.

Vor wenigen Tagen ist hier der Rath Eulen- stein plötzlich gestorben, nachdem er in letzter Zeit viel gelitten. Für die Wasserleitung werden in unserer Stadt die Röhren gelegt.3 Weißt Du schon, daß wir uns einen Hund als Wächter des Hauses, einen netten schwarzgelben Pinscher angeschafft haben? er heißt Puck und ist nur zu lebhaft, so daß er gern davon läuft.

Meinen Bruder und Clara und Clärchen grüße von mir und schreibe bald wieder, wie es Dir geht.

Dein Vater Hegel