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Karl Hegel an Sigmund Hegel, Erlangen, 14. September 1891

Lieber Sigmund!

In der That hat sich Dein Brief vom 12. September1 mit dem meinigen an meinen Bruder gekreuzt.

Die verlangten 100 Mark wirst Du durch den Banquier A. Merzbach Frankfurt am/Main erhalten. Die Anweisung dazu gebe ich heute. Ich fürchte, daß Dich der Rudersport noch viel Geld kosten werde, und ermahne Dich wieder auszutreten, wenn es dessen zu viel wird. Bedenklich ist mir auch, ob Du der körperlichen Anstrengung auf die Dauer gewachsen sein wirst; wie, wenn Du wieder einen Rückfall von der Entzündung im Armgelenk bekämest? Das wäre doch zu bitter! Gestern Sonntag, da Du das Stiftungsfest2 mitfeiern wolltest, hatten wir eine glühende Sommerhitze, und heute fast noch mehr. Frühere schöne Nachmittage der vergangenen Woche benutzten wir mit Sophie per Eisenbahn nach Pinzberg; es war gerade katholischer Feiertag 8. September, Mariä Geburt, und viel Landvolk dort beisammen. Frau Hellwig war in den letzten Tagen unwohl, das Bad in Schwalbach hat sie sehr angegriffen. Croket ist, glaube ich, in diesem Sommer gar nicht gespielt worden; auch Julchen Zezschwitz ist fort, und Georg läßt sich nicht sehen; ich habe vielen Grund mit ihm unzufrieden zu sein; von Manövern hörte ich wenig von ihm, nur daß er bei fortdauernder Verhinderung seines Hauptmanns seine Compagnie anführen dürfte. Unsere Zeitungen sind voll des Ruhmes von der bairischen Armee.

Sophie reist morgen ab; der Abschied wird uns schwer werden; sie bleibt eine Nacht in Würzburg bei Wegeles und besucht vorher Frau Agnes Fischer, dann zwei Tage in Göttingen und überschifft den Canal von Ostende aus; am Samstag will sie in Malvern zurück sein. Georg sieht sie auf der Durchreise über Mittag in Bamberg. Sie läßt Dich schön grüßen und wird Dir von England aus schreiben.

Ich kaufte heute ein Hochzeitsgeschenk – eine Kuckuksuhr – für die liebenswerte Maria von Tucher, Theodors Tochter und Noris3. Die Hochzeit soll am 27. dieses Monats in Schoppershof sein; eingeladen dazu werden wir nicht, es sind zu viele Tuchers und Harsdorfs da!

Dich herzlich grüßend

Dein Vater Hegel