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Karl Hegel an Heinrich Sybel, Berlin, 12. Juli 1891

Verehrter Freund!

Ich spreche Ihnen aufs neue meinen wärmsten Dank aus für das empfangene schöne Geschenk der Kaiserurkunden, die nun in dem mit einer hinzugefügten 11. Lieferung vollendeten Werke vorliegen.1 Die Abbildungen sind von der ersten bis zur letzten mit gleicher Sorgfalt ausgeführt, die Auswahl der Urkunden ist vortrefflich, manches Neue wird darin dargeboten. Es gereicht dem Historiker wie dem Diplomatiker zum größten Nutzen, wie zur Freude, eine Reihe der wichtigsten Documente gleich in Original[e]n vor Augen zu haben und mit vollkommener Sicherheit gebrauchen zu können. Sie haben sich durch die Herausgabe dieses Werkes ein unvergängliches Verdienst um die Wissenschaft erworben. Den sehr schätzenswerten Anteil, den Sickel bei der Ausführung übernommen, glaube ich nicht zu schmälern, wenn ich Ihnen vornehmlich den Gedanken und allein die Ermöglichung desselben durch die Herbeischaffung der Mittel zuschreibe. Sehr bedauert habe ich mit anderen Ihr Ausbleiben bei unserer Pfingstconferenz2. Sickel kam offenbar in der Absicht, sich mit Ihnen auszusprechen: Sie wären ihm sicherlich nicht ausgewichen, doch war es vielleicht gut, daß die Schärfe dieser Begegnung vermieden wurde. Ich habe selbst etwas davon erfahren, da ich nicht umhin konnte, ihm meine Meinung über sein rücksichtsloses Benehmen gegen Sie kundzugeben. Doch war ich nicht bei der Besprechung, welche Cornelius zwischen ihm und Dümmler und Wattenbach veranlaßte. Wie ich hörte, sei es dabei zu einem Compromiß gekommen, der, wie ich vermute, Sie schwerlich befriedigt haben wird. Möge es mit Ihrem Befinden jetzt besser gehen als zu Pfingsten3 und die Freude an der Arbeit Ihnen noch lange vergönnt bleiben!

Mit herzlichem Gruß
Ihr freundschaftlich ergebener
Karl Hegel.