Die neue grossartige Leistung, mit welcher Sie eben die Literatur bereichert haben, ist mir persönlich um so interessanter gewesen, als ich sehe, dass Sie dabei auch einige meiner Schriften benutzt haben und diese gelegentlich in milden Worten corrigirt haben. Doch kann ich nicht in allen Ihren Correctionen einig sein. Betreffend meine Ausgabe von den hansischen Statuten (Ihr Buch, I, S. 400, Note 3), sagen Sie, daß die deutschen Texte nicht selten im Abdrucke fehlerhaft gegeben sind. Gewiss, ich hoffe selbst, nicht als Ausgeber Texte in fremder Sprache mit einem konkurriren zu können, welcher selbst die Sprache spricht. Aber in vielen Fällen sind die Fehler nicht meine. Die niederdeutschen Secretaire zu Bergen waren alles keine Meister der hochdeutschen Sprache, die sie mit gründlichem Übersehen der Declinationen und Genera geschrieben haben, und ausserdem mit norwegischen Wörtern ergänzten. Das Jargon, welches man an der Brücke zu Bergen sprach, war selbst ein wunderbares Gemisch, und ins Hochdeutsche übersetzt war es wenn möglich, noch schlimmer.
Eine neue Sammlung der bergenschen Statuten habe ich in den Verhandlungen der hiesigen Gesellschaft der Wissenschaften 1880 veröffentlicht.
Daneben besitze ich auch eine wichtige Sammlung, die ich durch eine Untersuchung sämmtlicher „Stuben“ in den „Garten“2 der Brücke, mir erworben habe. Ich habe die Brücke3 durchgewühlt, und die wenigen Reste der alten Archen, welche dem grossen Feuersbrunst 1702 entgangen, abgeschrieben. Ich habe den Wunsche dies einmal zu bearbeiten, muss mich aber wahrscheinlich damit begnügen als Rohmaterial auszugeben, und die Verwerthung Anderen zu überlassen.
Was die fünf Amte betrifft, so habe ich zur Zeit nicht die Beweisstellen an Hand. Doch muss ich Sie auf die Stelle bei Paus, II,. hinweisen, wo 1558 die Repräsentanten der fünf genannt werden: die Schuster, die Schneider, die Schmiedt, die Schinder, und die Bäcker. Die Bartscherer gehörten der Brücke, wohnten nicht mit den andern in der Umgebung der Kreuzkirche. Die Gewandscherer hatten 1378 ein eigenes Amt, müssen aber später in das der Schneider eingetreten sind !. Sie werden gewiss in Bergen keine andere deutsche Handwerker finden als die hier genannten.
Das betreffende Document ist auch von N. Nicolagen im Auszuge gedruckt, er hat aber die Schneider ausgelassen, und jetzt sehe ich, das auch ich in meinen Bergen, unglücklicherweise, die Angaben nach ihm, nicht nach Paus angeführt habe. Verdrieslich, aber wahr!!
Die Königshöfe, wo die Schuster angebracht wurden, waren nicht die königlichen Residenzen, sondern nur städtische Höfe, welche auf irgend einer Weise in dem Besitz der Krone gerathen waren.
Ich zeichne mich mit der ausgezeichneten Hochachtung, die ich Ihnen als dem hervorragenden Altmeister der mir so lieben Forschung in die alten Städtegeschichten gegenüber seit lange gehegt habe