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Karl Hegel an Georg Hegel, Erlangen, 18. September 1892

Mein Sohn Georg!

Ich denke, daß Du gestern nach Bamberg zurückgekommen bist, ich sandte Dir dorthin den monatlichen Zuschuß.

Hoffentlich bist Du im Manöver gesund geblieben und hast nicht immer so schmutzige Quartiere gefunden, wie Du uns sie beschrieben hast.

Unsere gute Sophie hat uns am Donnerstag Mittag verlassen, die folgende Nacht und dann bis Mittag war sie gut aufgehoben bei Wegeles; heute Morgen erhielten wir von ihr eine Karte aus Köln um Mitternacht vom Freitag. Heute ist sie schon in Malvern, das sie gestern Abend 6 Uhr erreichen sollte.

Sie hat in Erlangen viele Besuche gemacht und gewiß niemand vergessen. Auf der Durchreise in Bamberg, wo sie sich 1 ½ Stunden aufhielt, sah sie Prof. Herzog und Frau.

Unsere Garnison soll, zu Fuß marschierend, morgen Abend ankommen. Der große General Prinz Leopold war eine Nacht hier im Wallfisch; ich habe ihn jedoch nicht gesehen. Unser gutes Bayern hat es wohl erreicht, daß kein preußischer Armee-Inspector mehr hereinkommt?

Hellwigs sind von Norderney zurück, heute aber wieder nach München.

Der gute Brenke stellte uns vor einigen Tagen seine Mutter (Stiefmutter) vor, die einen sehr ange- nehmen Eindruck von sich hinterließ. Sie waren 4 Wochen in Garmisch und trotz der Cholera, die sie nicht fürchten, nach Hamburg zurück.1 Wir wurden hier von der Polizei gemahnt unser Haus zu desinfizieren.

Sei gegrüßt von Marie und Deinem

Vater Hegel

P. S. Ich vergaß Dir von unserer Anna zu schreiben; sie gab uns Nachricht aus Berlin, wo sie bei ihrer Tante Clara wohnt, einen Ohrenarzt consultiert und unseren Sigmund oft gesehen hat; sie war auch bei einer Regatta auf der Spree, in der Sigmund 3mal als Steuermann gesiegt hat! Er wohnt jetzt Berlin NW. Schiffbauerdamm 16/II.


Unerwartet rückten schon heute Mittag die Truppen ein und marschierten gegen 1 Uhr an unserem Hause gegenüber bei der Irrenanstalt vorbei.