Erlangen 14. Dezember 1892.
Ich kann mir denken, daß Du lebhaftesten Anteil an den gegenwärtigen Parlamentsverhandlungen über die Militärvorlage nimmst. Besonders in der gestrigen Sitzung wurden bedeutungsvolle Reden von Bennigsen und Caprivi gehalten. Zum Verständniß der letzteren würdest Du mir den nötigen Commentar geben können. Dazu ist die beste Gelegenheit gegeben, wenn Du, worauf ich sicher rechne, zu Weihnachten zu uns herüber kommst. |
Sigmunds Kommen ist leider unwahrscheinlich. Ich will ihn auch nicht drängen, da die jetzige Jahreszeit und die kurze Frist, die ihm gegeben werden würde, die Reise nicht rathsam erscheinen lassen.
Falls Du einen besonderen Weihnachtswunsch hast, wollest Du ihn mir mitteilen.
Es ist mir erfreulich, daß Du von Deinem Rheumatismus befreit bist. Du wirst darauf Bedacht nehmen, Dich vor Rückfällen zu hüten.
Uns geht es gut. Gestern hörten wir treffliche Musik von dem Waltherquartett. Heute Abend steht uns | ein Vortrag von Professor Geiger bevor.
Du wirst gelesen haben, daß Professor Hölder einem Ruf nach Leipzig folgt.
Mit herzlichen Grüßen von mir und Marie
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Privatbesitz
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Privatbesitz
1000
Bennigsen, Rudolf11850913618241902Bennigsen, Rudolf (1824–1902), in Lüneburg geborener Politiker, der an den Universitäten Göttingen und Heidelberg Rechtswissenschaften studierte und 1866/67 zu den Gründern der Nationalliberalen Partei gehörte, von der sich 1880 der linke Flügel mit Eduard Lasker (1829–1884) abspaltete.
Caprivi, Leo11851900X18311899Caprivi, Leo (1831–1899), in Charlottenburg geborener General und Politiker, der im Jahre 1849 seine militärische Karriere in der preußischen Armee begann und es bis zum Vizeadmiral und Chef der Marine sowie zum Kommandierenden General des X. Armee-Korps brachte. Seine politische Laufbahn erreichte mit seiner Ernennung zum Reichskanzler des Deutschen Reiches von 1890 bis 1894 seinen Höhepunkt.
Hegel, Sigmund (Mundel, Mundulus, Munerle)Sigmund Hegel11657085718631945Hegel, Sigmund (1863–1945), sechstes Kind (zweiter Sohn) Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), Mitglied des Corps Onoldia in Erlangen, Chemiker, Kaiserlicher Geheimer Regierungsrat am Reichspatentamt in Berlin.
Geiger, Wilhelm Ludwig11884140818561943Geiger, Wilhelm Ludwig (1856–1943), in Nürnberg geborener Iranist und Indologe, der nach seinem Studium der klassischen und orientalischen Philologie an den Universitäten Erlangen, Bonn und Berlin und seiner Habilitation im Jahre 1878 in Erlangen zunächst in den Schuldienst ging. Nach seiner Münchener Umhabilitation 1886 wurde er 1891 ordentlicher Professor der indogermanischen Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen und war schließlich von 1920 bis 1924 Ordinarius an der Universität München.
Hölder, Eduard11692684818471911Hölder, Eduard (1847–1911), in Stuttgart geborener Jurist, der nach seinem Studium an der Universität Tübingen von 1872 bis 1873 außerordentlicher, dann bis 1874 ordentlicher Professor für Römisches Recht an der Universität Zürich wurde. Nacheinander war er darnach Ordinarius an den Universitäten Greifswald (1874–1880), Erlangen (1880–1893) und Leipzig (1893–1911).
Hegel, Maria (Mariechen, Mimi)Marie HegelTochter Karl Hegels-18551929 Hegel, Maria (Mariechen, Mimi) (1855–1929), dritte Tochter Karl (1813–1901) und Susanna Maria Hegels, geb. Tucher (1826–1878), die ab 1878 dem verwitweten Vater den Haushalt in Erlangen führte.
Leipzig51.3406321,12.3747329Am Zusammenfluß von Weißer Elster, Pleiße und Parthe gelegene Universitäts- und Messestadt in Sachsen.