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Georg Below an Karl Hegel, Münster, 2. März 1893

Hochverehrter Herr Professor!

Gestatten Sie, daß ich Ihnen meinen verbindlichsten Dank für Ihre liebenswürdige Zusendung sage. Es bedarf gewis nicht der besonderen Versicherung, daß Ihre Ausführungen mich aufs lebhafteste interessiert und meinen lebhaftesten Beifall gefunden haben. Man weiß nicht recht, soll man an- nehmen, daß es den Vertretern der Gildetheorie wirklich Ernst mit ihren Behauptungen ist? Ich glaube, sie machen sich selbst etwas vor. Leider muß man bei einigen wohl annehmen, daß sie sich durch die Verteidigung der Gildetheorie an einflußreicher Stelle empfehlen wollen. So z. B. bei Pappenheim, der in verba bei1 Gierke, Amira, Goldschmidt schwört. Pappenheim ist von Ihnen sehr treffend charakterisiert worden. Amira selbst scheint mir von allen Vertretern der Gildetheorie der Klügste zu sein und namentlich auch ein feines Gefühl zu haben. Er hat sich, wie ich auch in der Besprechung Ihres Werkes in den Göttingischen Gelehrten Anzeigen hervorgehoben habe, über die Gildetheorie zuletzt sehr vernünftig ausgedrückt.2 Ich glaube, daß er manches, was er früher gesagt hat, jetzt nicht mehr aufrecht hält. Sein schönes Wort „methodologisch“ wird er wohl auch bereuen!

Köhne hat in seinem neuen Buch „Das Hansgrafenamt“ die Gildetheorie nochmals vorgetragen. Ich habe einiges dazu im literarischen Centralblatt 1893 Sp. 208 ff.3 bemerkt.

Zu den Verteidigern der Gildetheorie hat sich jetzt auch Schmoller gesellt. In einigen Tagen werde ich mir erlauben Ihnen meine Antwort an Schmoller zuzusenden.

Indem ich Sie bitte den Ausdruck meiner aufrichtigsten Verehrung entgegennehmen, zeichne ich
als Ihr ganz ergebenster
Georg von Below.