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Karl Hegel an Georg Hegel, Erlangen, 16. Mai 1893

Mein Sohn Georg!  

Ich sende Dir Deinen monatlichen Zuschuß und empfehle die Sparsamkeit, damit Du Deine alten Schulden nach und nach abzahlst und keine neuen machst. Das luxuriöse neue Casino könnte zu neuen größeren Ausgaben veranlassen; übrigens lebst Du zufrieden und bist immer wieder ein anderer Compagniechef: möchtest Du endlich ein ständiger werden! Es freut mich zu hören, daß Du mit angenehmen Familien verkehrst.

Die Wiesbadener Kur hat keine nachhaltigen Wirkungen bei mir zurück- gelassen; ich habe heute wieder Dr. Hetzel kommen lassen wegen meiner Schlaflosigkeit; in geistiger Arbeit muß ich mich aufs äußerste beschränken, das ist für mich die größte Entsagung.

Am nächsten Samstag reise ich nach München, wo nach Pfingsten1 die Sitzungen der Historischen Commission beginnen2, auf welche die zu Nürnberg im Germanischen Museum folgen. Ich werde bei Lommels wohnen, Luise kommt am Dienstag nach Pfingsten zurück ins Haus, vorläufig fühlt sie sich noch recht angegriffen von ihrer Kur.

Von Anna Klein hörten wir, daß ihr Mann Felix eine schwere Operation überstanden hat, da ein Bruchschaden gefährlich zu werden drohte; er mußte noch im Bette liegen und hielt von diesem aus seine Vorlesungen zu Hause!

Mit Wegeles verhandelten wir über den gemeinsamen Aufenthalt im Herbst; Hohen Aschau stand mit Tölz zur Wahl; wir haben uns doch für letzteres entschieden.

Am 1. August feiern wir unser 150jähriges Universitätsjubiläum.3

Marie läßt Dich grüßen mit mir

Deinem Vater Hegel